Andreas-Hofer-Bund Tirol
Der Andreas-Hofer-Bund Tirol (AHBT) wurde als Tiroler Volksbund 1905 in Innsbruck als deutschnationale Vereinigung von Vertretern aller damaligen Parteien außer den Sozialdemokraten gegründet und 1919 in Andreas-Hofer-Bund Tirol umbenannt. Der Tiroler Volksbund hielt am 9. Mai 1918 in Sterzing den sogenannten Sterzinger Volkstag ab, auf dem ein expansionistisches 14-Punkte-Programm verabschiedet wurde, das u. a. forderte: „gegenüber Italien natürliche Grenzen, die Tirol und Österreich besser schützen und altdeutsche Siedlungen […] an Österreich gliedern“, also die Vorverlegung der Grenze an die Südspitze des Gardasees und Grenzkorrekturen zur Einbeziehung deutscher Siedlungsinseln des Trentino.[1] Auch eine partielle Aussiedlung der Trentiner und die Ansiedlung deutscher Soldaten wurden vom Volksbund erwogen.[2]

Der Bund arbeitete in der Zeit des italienischen Faschismus in den 1920er und 1930er Jahren eng mit dem Deutschen Schulverein zusammen, als es galt, den deutschen Geheimunterricht in Südtirol (Katakombenschule) zu finanzieren.
Im Jahre 1938 erfolgte die Zwangsauflösung durch die Nationalsozialisten (NSDAP). Ende des II. Weltkrieges waren Mitglieder des AHBT im Untergrund gegen versprengten SS-Einheiten und italienischen Partisanen tätig. Nach 1945 waren Mitglieder des AHBT aktiv an der Gründung der SVP beteiligt. Erst Anfang/Mitte 1990 wurde von verschiedenen Seiten daran gedacht, den AHBT formal, also im Sinne der österr. Vereinsrecht, als Rechtsnachfolger des 1938 von den Nationalsozialisten verbotenen AHB, wieder zu gründen. Die Versammlung zur Wiedererrichtung des Bundes fand im Juni 1993 statt, bereits am 22. Juni 1993 wurde der AHBT unter Heinrich Heis bei der Vereinsbehörde in Innsbruck eingetragen, Heis war bis 1994 als (Übergangs-)Obmann tätig. Am 15. August 1994 wurde Ing. Josef Felder im Gasthof Schupfen unter reger Teilnahme zum Obmann gewählt.
Zielsetzung
Der Bund bezweckt nach eigener Aussage „das Gedenken an Andreas Hofer zu pflegen, der in seinem Leben und Werk sich für das ganze Tirol eingesetzt hat“. In der Satzung des Bundes steht: „Mit demokratischen Mitteln soll mit Ausdauer und Konsequenz für die Einheit und Freiheit Tirols gearbeitet werden. Hierbei sollen die Menschenrechte unter besonderer Berücksichtigung des Selbstbestimmungsrechtes für Südtirol die Grundlage bilden. Für Faschismus und Nazismus als die größten Feinde Tirols ist, obwohl dies von seinen Gegnern gerne behauptet wird, kein Platz im AHBT.“
Der Bund unterhält am Innsbrucker Tummelplatz mehrere Denkmäler für die Freiheitskämpfer der 1960er Jahre, sowie ein Denkmal für das erste zivile faschistische Opfer Tirols, dem jungen Lehrer Franz Innerhofer, der am 24. April 1919, in Bozen von Faschisten erschossen wurde, als sich dieser schützend vor einen Jungen stellte. Die seinerzeitige, aus weißen Marmor gefertigte, Gedenktafel wurde 1938 von den Nazis entfernt. Obmann Ing. Josef Felder bemühte sich jahrelang vergeblich um die Herausgabe der Originaltafel, die im Archiv des Landesmuseum liegt. 1916 beschloss der Bund eine originalgetreue Nachbildung der Marmortafel, inkl. Granitblock, anzuschaffen. Wenige Wochen vor dem Tod von Obmann Ing. Josef Felder (9. Juni 2017) konnte das Denkmal errichte werden. Die Verweigerungshaltung der Innsbruck Amtskirche hinsichtlich Einweihung führt zu einem jahrelangen Konflikt zwischen dem AHBT und den Alt Tyroler Schützen-Andreas Hofer mit den Bischof Manfred Scheuer, Bischofsvikar Jakob Bürger und Bischof Hermann Glettler. Aus ideologischen Gründen hatten die drei Vertreter der Innsbrucker Diözese die Einweihung verweigert. Erst am 4.09.2021 konnte dann durch einen Priester der Pius-Bruderschaft unter sehr großer Teilnahme von Schützenkompanien, Vertretern der Schützen aus Nord-, Süd- und Welschtirol das Denkmal würdig eingeweiht werden.
Seit 2021 bemüht sich der Bund um die Verleihung der österr. Staatsbürgerschaft an Frau Hermine Aloisia Orian (geb. Mayr), welche am 23. April 1919 noch als Bürgerin der Republik Deutsch-Österreich in Kurtatsch geboren wurde. Orian ist die letzte noch lebenden Katakomben-Lehrerin. Trotz jahrelange rechtlicher Unterstützung durch den AHBT verweigert die Bundesregierung die Rückgabe der österr. Staatsbürgerschaft. verweigert. Eine ähnliche Abwehrhaltung gibt es im Fall der „Strafaussetzung aus humanen Gründen“ für die drei (unschuldig verurteilten) Südtirol-Aktivisten der 1960er Jahre: Prof. Dr. Erhard Hartung, Siegfried Steger und Sepp Forer. Während Bundeskanzleramt und Innen- und Außenministerium diesbezügliche Gespräche mit Rom verweigern, hast die Grüne Justizministerin zumindest zugesagt, sich der Sache anzunehmen. Neben diesen Fällen, die bereits medial Niederschlag gefunden hat, bemüht sich der AHBT um die Wiederherstellung der Südtirol-Autonomie. Gegenüber der Regierungsbildung der Kompatscher-SVP zeigt sich der Bund empört. Eine Regierungsbeteilung der SVP mit zwei faschistischen bzw. rassistischen italienischen Parteien wird durch den Bund strikt abgelehnt.
Noch unter der Obmannschaft von Ing. Winfried Matuella (*19.02.1937-16.02.2020) öffnete sich der AHBT gegenüber den Welschtirolern (italienischsprachigen Tiroler). Mit dieser Öffnung war verbunden, dass auch das Trentino und darüber hinaus auch jene Tiroler Gemeinden, die nach 1920 an die Lombardei und Venetien fielen, wieder als Teil Gesamttirols in den Grenzen vom 1. Mai 1915, gesehen werden. Bereits und den geschäftsführenden Obmann Alois Wechselberger, MAS, wurde ab März 2019 der Bund wieder in die Tagespolitik geführt.
Obmänner
Seine Obmänner waren:
- 1919 Heinrich von Schullern (Gründungsobmann)
- 1921 Ferdinand Kogler
- 1925 Walter Pembaur
- 1925 Emil Klebelsberger
- 1925 Hans Lederer
- 1928 Walter Pembaur
- 1931 Alois Dollinger
- 1934 Franz Kolb
- 1935 Dr. Eduard Reut-Nicolussi (musste auf Druck der austrofaschistischen Regierung und auf Wunsch Italiens zurücktreten) 1937 Oskar von Hohenbruck
- 1938 Verbot u. Auflösung des Bundes, Verfolgung der Mitglieder durch die Nationalsozialisten
Nach der Neugründung bzw. Wiedergründung (Rechtsnachfolger des 1938 verbotenen Bundes)
Einreichung/Wiedererrichtung: AHBT (ZVR-Zahl: 680615565)
Obleute/Geschäftsträger:
seit 22. Juni 1993 Obmann Heinrich Heißt
seit 15. August 1994 Obmann Ing. Josef Felder, Absam
- seit 15. Oktober 2012 Obmann Ing. Winfried Matuella, Innsbruck
- seit 1. August 2018 GeTräger Alois Wechselberger, MAS
- seit 4. April 2020 Obmann Alois Wechselberger, MAS
- seit 3. April 2022 Obmann Alois Wechselberger, MAS
Einzelnachweise
- Rolf Steininger: 1918/1919. Die Teilung Tirols. In: Georg Grote, Hannes Obermair (Hrsg.): A Land on the Threshold. South Tyrolean Transformations, 1915–2015. Peter Lang, Oxford-Bern-New York 2017, ISBN 978-3-0343-2240-9, S. 3–25, hier: S. 14–15.
- Hans Haas: Südtirol 1919. In: Anton Pelinka, Andreas Maislinger (Hrsg.): Handbuch zur Neueren Geschichte Tirols. Band 2: Zeitgeschichte. Wagner, Innsbruck 1993. ISBN 3-7030-0259-X, S. 100.