Carl Burckhardt (Künstler)

Carl Nathan Burckhardt (auch Burckhardt-Hipp; * 13. Januar 1878 in Lindau bei Zürich; † 24. Dezember 1923 in Ligornetto)[1] war ein Schweizer Maler und Bildhauer. Er schuf Werke im neoklassizistischen Stil.[2]

Carl Burckhardt in seinem Atelier mit der überlebensgrossen polychromen Marmorfigur Venus, 1905–1910, Fotograf unbekannt, vor 1923

Leben und Werke

Kindheit

Carl Burckhardt war das fünfte von acht Kindern des baselstämmigen Dekans und Pfarrers Abel Burckhardt (1841–1883) und der Zürcherin Karolina Luise (1846–1926), einer Tochter von Johann Jakob Hess. In Lindau wirkte sein Vater als Pfarrer. Nach dessen Tod übersiedelte die verwitwete Mutter mit ihren Kindern nach Basel. Sein jüngerer Bruder war der Architekt und Künstler Paul Burckhardt.[3] Zwischen Carl und seinem Bruder Paul sollte es später zu einem regen Briefwechsel kommen. Der Architekt Ernst Friedrich Burckhardt war sein Neffe.

Ausbildung und erste Tätigkeit als Bildhauer

Nach der Matura bildete sich Burckhardt in Basel und München zum Maler aus. Er war ab 1896 Schüler von Fritz Schider, danach besuchte er zusammen mit Heinrich Altherr die Privatschule von Heinrich Knirr in München. Eine Romreise, die er mit Altherr 1899 unternahm, lenkte sein Interesse auf die Bildhauerei. In Italien, wo er fünf Jahre blieb, startete seine bildhauerische Laufbahn.[3] Er begann 1901 mit der Arbeit an der Gruppe Zeus und Eros, die jedoch unvollendet blieb. Unter dem Einfluss von Max Klinger arbeitete ab 1904 an der polylithischen Komposition Venus.

Ehe und Erfolge als Bildhauer

1905 kehrte er nach Basel zurück und heiratete die Malerin Sophie Hipp, die jüngere Schwester von Johanna Hipp. Mit seiner Frau hatte er zwei Kinder Titus und Lorli. 1909 gewann er einen Wettbewerb um die Gestaltung der Nischenfiguren und Fassadenreliefs am Kunsthaus Zürich, das vom Architekten Karl Moser entworfen worden war. 1914 bearbeitete Burckhardt das Amazonenmotiv in fünf Reliefbildern.[4] Louis Léon Weber war ab 1912 ein Mitarbeiter von Burckhardt und half ihm die fünf Reliefs auszuhauen.

Für Moser sollte Burckhardt noch weitere Arbeiten realisieren, das Portalrelief an der Pauluskirche und vor dem Badischen Bahnhof Basel die zwei Brunnen.[5] Sie tragen die Namen Vater Rhein und Mutter Wiese.[6] Geplant waren diese bereits vor dem Ersten Weltkrieg, die Ausführung konnte jedoch erst 1918 eingeleitet werden, und die Inbetriebnahme erfolgte 1921.[7]

Plakat zum Referat über Auguste Rodin, Gestaltung: Ernst Buchner, 1918

Von 1913 bis zu seinem Tod war Burckhardt ein aktives Mitglied der Kommission des Basler Kunstvereins. So verfasste er 1921 im Auftrag des Vereins die Schrift Rodin und das plastische Problem.

Ein weiteres öffentlich zugängliches Werk Burckhardts in Basel ist die Bronzestatue des Ritters Georg am Kohlenberg. Mit dieser Plastik gewann er im Frühjahr 1922 bei einem anonymen Wettbewerb der Kommission des Kunstkredit Basel-Stadt für den plastischen Schmuck der Treppenanlage am Kohlenberg in Basel den ersten Preis.[8]

Das letzte Werk

Carl Burckhardt (1878–1923), auch Carl Nathan Burckhardt genannt. Skulptur. Amazone, Pferd führend. Geschenk des Basler Kunstvereins, 1926, Standort, Schifflände, Basel
Amazone, Pferd führend, das letzte Werk des Künstlers, Schifflände Basel

In Basel steht am Grossbasler Brückenkopf der Mittleren Brücke eine Bronzefigur des Künstlers, eine Amazone, die ein Pferd führt. Das Werk war eine Auftragsarbeit des Kunstvereins Anfang der 1920er Jahre. Es ist das letzte Werk Burckhardts, das er aber nicht mehr vollenden konnte; der Guss erfolgte erst nach seinem frühen Tod. 1926 schenkte der Verein die Plastik dem Kanton Basel-Stadt.

Carl Burckhardt wurde im gleichen Grab wie sein Grossvater Abel Burckhardt auf dem Wolfgottesacker in Basel bestattet.

1954 wurden in einer Gedächtnisausstellung in der Kunsthalle Basel Werke von Burckhardt und Numa Donzé gezeigt. 2018 fand eine Carl Burckhardt-Retrospektive im Museo Vincenzo Vela in Ligornetto statt und 2018/19 in leicht konzentrierterer Form auch im Kunstmuseum Basel.

Beim Haupteingang des Kunsthauses Zürich, also auf der Frontseite des Moserbaus, sind in Stein gemeisselt drei Amazonenreliefs von Carl Burckhardt zu sehen. Die Bronzereliefs als Abgüsse nach den Originalmodellen am Zürcher Kunsthaus mit diesen Amazonen-Darstellungen befinden sich an der Fassade des Hauptbaus im Kunstmuseum Basel.

Ausstellungen

  • 1954: Gedächtnisausstellung. Werke von Burckhardt und Numa Donzé. Kunsthalle Basel
  • 1978: Carl Burckhardt 1878—1923. Ausstellung zum 100. Geburtstag. Kunsthalle Basel
  • 2013: Venus — Carl Burckhardt und das Kunsthaus Zürich. Kunsthaus Zürich
  • 2018: Carl Burckhardt-Retrospektive. Museo Vincenzo Vela, Ligornetto
  • 2018–2019: Carl Burckhardt. Antiker Geist – moderne Form. Kunstmuseum Basel, Hauptbau[9]

Auszeichnungen

  • 1909: 1. Preis des Wettbewerbs um die Gestaltung der Nischenfiguren und Fassadenreliefs am Kunsthaus Zürich
  • 1922: 1. Preis für die Platik des Ritters Georg am Kohlenberg, anonymer Wettbewerb der Kommission des Kunstkredit Basel-Stadt

Literatur

  • Gianna A. Mina, Tomas Lochman (Hrsg.): Carl Burckhardt 1878–1923. Ein Bildhauer zwischen Basel, Rom und Ligornetto/Uno scultore tra Basilea, Roma e Ligornetto. Christoph Merian Verlag, Basel 2018, ISBN 978-3-85616-876-6.
  • Titus Burckhardt: Zeus und Eros. Briefe und Aufzeichnungen des Bildhauers Carl Burckhardt, Urs-Graf-Verlag, Olten und Lausanne, 1919
Commons: Carl Burckhardt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. zitate-datenbank.service-itzehoe.de (Memento vom 6. Januar 2011 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  2. http://www.cosmopolis.ch/cosmo10/Scherer.htm
  3. Wer war Carl Burckhardt? In: Vela Museum, abgerufen am 18. Januar 2023.
  4. http://www.altbasel.ch/fragen/amazone_pferd_rheinbruecke.html
  5. Architektur und Kunst, 1918: Figurengruppen Rhein und Wiese. Abgerufen am 9. November 2019.
  6. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 21. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nqv-hirzbrunnen.ch
  7. http://www.brunnenfuehrer.ch/brunnen/wiese.htm
  8. http://www.hochrhein-zeitung.de/start/basel/439/20581-sanierung-der-bronzeskulptur-amazone.html
  9. Carl Burckhardt. Antiker Geist – moderne Form. In: Kunstmuseum Basel, abgerufen am 17. Januar 2023.
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