Casa del Bicentenario
Die Casa del Bicentenario (Haus der Zweihundertjahrfeier) ist ein großes Atriumhaus im Zentrum von Herkulaneum (Insula V.15). Der Haupteingang des Hauses liegt an einer der Hauptstraßen der Stadt, womit das Haus einen bevorzugten Platz im Stadtgefüge einnimmt. Das Wohnhaus behielt seit seiner Erbauung in großen Teilen seinen ursprünglichen Plan. Die modernen Ausgrabungen begannen 1938 unter der Leitung von Amedeo Maiuri. Das Haus erhielt seinen heutigen Namen zum Gedenken an den Beginn der Ausgrabungen in der antiken Stadt, 200 Jahre zuvor, im Jahr 1738.



Beschreibung
Die Fassade des Hauses war stuckiert und in der unteren Hälfte rot bemalt. Der obere Teil der Fassade zeigte ein Schachbrettmuster in diversen Farben. Heute sind nur noch Teile davon erhalten. Der Eingang des Hauses liegt im Osten, von wo man in die Fauces gelangt. Links und rechts davon befinden sich Läden. Von den Fauces erreicht man das Atrium, dessen Fußboden mit einem einfachen Mosaik ausgelegt ist und dessen Wände Wandmalereien im 4. Stil zeigen. Die Hauptwand zeigt robuste Architekturen aus roten Grund. Der obere Teil der Wand zeigt leichte Architekturen auf hellen Grund. An der Rückseite gibt es ein Tablinum, das an der Rückseite zum Peristyl führt. Das Tablium zeigt Malereien im 4. Stil. Die Hauptwand hatte gelbe Felder, in deren Zentrum sich runde Bilder mit den Büsten von Gottheiten befinden. Die Felder zind heute zum großen Teil rotm, da die gelbe Farbe durch die heiße Lava sich rot verfärbte. Ein zentrales, größeres Feld zeigt Venus und Mars. Im Oberfeld befinden sich leichte Architekturen auf rotem Grund. Das Haus besitzt ein Obergeschoss, das zu einem gewissen Zeitpunkt von der Wohnung im Erdgeschoss getrennt wurde, um dort zwei Wohnungen einzurichten, die wahrscheinlich vermietet wurden. Das Obergeschoss ist nicht gut erhalten, sodass es Schwierigkeiten bereitet, die Anlage der dortigen Wohnung zu verstehen.
Im Obergeschoss befinden sich die gut erhaltenen Wandmalereien eines Hausschreines mit der Darstellung zweier Schlangen.[1] Hier kam auch der hölzerne Schrein eines Hausheiligtums zutage.[2]
Funde
In einem Raum des Obergeschosses befindet sich auch ein kreuzförmiger Abdruck in der Wand, der zur Vermutung führte, dass hier Christen lebten, da der Abdruck von einem Kreuz an der Wand stamme. Wahrscheinlicher stammt er aber von einem Wandregal, das nicht mehr erhalten ist.[3] Unter diesem kreuzförmigen Abdruck stand ein kleiner, hölzerner Schrank.[4]
Im oberen Stockwerk des Hauses fand sich auch ein Korb mit zwölf zusammengehörigen, hölzernen Schreibtafeln, die den Gerichtsfall der Petronia Iusta dokumentieren. Petronia Iusta ist um 60 n. Chr. geboren und war die Tochter der Freigelassenen Petronia Vitalis. Nach dem Tod ihrer Mutter klagte Calatoris Themis, die einst die Besitzerin von Petronia Vitalis gewesen war, als diese noch Sklavin war und behauptete, dass Petronia Iusta geboren wurde, als ihre Mutter noch keine Freigelassene war, was wiederum wichtige Implikationen hatte. Als Tochter einer Sklavin wäre sie auch eine Sklavin. Auf den Holztafeln finden sich diverse Zeugenaussagen, die entweder bestätigen, dass Petronia Vitalis freigeboren wurde, aber auch das Gegenteil behaupten. Es ist unklar ob Petronia Vitalis mit den Bezitzern der Casa del Bicentenario verwandt war, oder ob sie eine Mieterin in einer der Wohnungen im Oberstock war.[5]
Literatur
- Maria Paola Guidobaldi, Domenico Esposito: Herculaneum. Art of a Buried City. Abbeville Press Publishers, New York / London 2013, ISBN 978-0-7892-1146-0, S. 246–253.
- Sarah Court, Leslie Rainer: Herculaneum and the House of the Bicentenary – History and Heritage, Los Angeles ISBN 978-1606066287
Weblinks
Einzelnachweise
- Leonard von Matt, Theodor Kraus: Lebendiges Pompeji. Pompeji und Herculaneum: Antlitz und Schicksal zweier antiker Städte. DuMont, Köln 1978, ISBN 3-7701-1060-9, S. 142 Abb. 169.
- von Matt, Kraus: Lebendiges Pompeji, S. 141 Abb. 165.
- John Granger Cook: Alleged Christian Crosses in Herculaneum and Pompeii, in: Vigiliae Christianae . Band 72, 2018, Nr. 1, S. 7–11 (Digitalisat).
- Stephan T.A.M. Mols: Wooden Furniture in Herculaneum, Brill, Leiden, Boston 2020, ISBN 978-90-04-42410-4, S. 213–214 Abb. 162–163, 165.
- Court, Rainer: Herculaneum and the House of the Bicentenary, S. 114