Cembalokonzert in g-Moll

Das Cembalokonzert in g-Moll ist ein Musikstück, das traditionellerweise Wilhelmine von Bayreuth (1709–1758), seit 2009 aber auch Johann Gotthilf Jänichen zugeschrieben wird. Es handelt sich um ein spätbarockes dreisätziges Instrumentalkonzert für Solo-Cembalo, zwei Violinen, Viola und Basso Continuo in der Tonart g-Moll. 1997 entdeckte die Pianistin und Cembalistin Irene Hegen einen vollständigen Stimmensatz von dem Konzert, dem bis dahin die Solostimme sowie ein Drittel der Gesamtkomposition fehlten.

Markgräfin Wilhelmine und ihr Hoforchester 1739[1]

Quellenlage und Zuschreibung

Noten des Konzerts wurden erstmals 1890 im Katalog der Herzog August Bibliothek (HAB) in Wolfenbüttel registriert. Das dort aufbewahrte Stimmenmanuskript von einem Bayreuther Hofkopisten enthält dessen Hinweis „di Wilhelmine“.[2] Für Sabine Henze-Döhring ist das kein zwingender Grund, von der Autorschaft der Markgräfin auszugehen, da sie den Zusatz „di Wilhelmine“ einer fremden Hand zuordnet,[3] und da Wilhelmines gedruckte Libretti sowie ihre vom Hofkopisten geschriebenen beiden Cavatinen aus der Festa teatrale L’Huomo mit Adelsprädikaten signiert sind.[4] Sie war ab 1731 mit Markgraf Friedrich von Bayreuth verheiratet. Während bereits bei der Katalogisierung der HAB die Solostimme für das Cembalo fehlte, wurde 1997 die vollständige Fassung gefunden, die insgesamt breiter angelegt ist. Diese „Quelle Weimar“ der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar – eine weitere Stimmenabschrift – existierte anscheinen zunächst anonym.[5] Später wurden zwei Komponistennamen, „Foerster“ (durchgestrichen) und (mit anderer, späterer Schrift:) „Jaenichen“ auf dem Titelschild angegeben. Eine zweizeilige Ordnungsnummer am rechten oberen Rand des Umschlags („7. g.“) stammt offensichtlich aus der Zeit vor dem Titelschild. Die spätere Nummer samt Titel lautet „No. 1 / Concerto / à / Cembalo concertato […]“. Möglicherweise stammt das Manuskript aus dem Besitz des Herzogs Ernst August von Sachsen-Weimar-Eisenach (1688–1748).[6] Es ist katalogisiert im handschriftlichen, zweibändigen Gesamtkatalog der HAAB-Musikalien, der nach dem Tod der Weimarer Großherzogin Maria Pawlowna (1786–1859) erstellt wurde.[7] Das Autograph oder eine Original-Partitur des Konzerts wurden bisher nicht bekannt.

Beim Brand der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek 2004 wurde die neu gefundene „Quelle Weimar“ weitgehend vernichtet, es existiert aber eine Fotokopie. Im Furore Verlag erschien 2000 eine gedruckte Ausgabe.[8] Nach Répertoire International des Sources Musicales entstammte die Quelle Weimar der ehemaligen „Thüringischen Landesbibliothek Weimar (Altenburg)“, so bezeichnet in der Zeit vor Anna Amalia, in deren persönlichem Katalog sie nie enthalten war. Deren Vorgänger, der Weimarer Herzog Ernst August I., wird heute als möglicher ehemaliger Besitzer angegeben.[9] Seine Hochzeit mit der Bayreuther Prinzessin und späteren Weimarer Herzogin Sophie Charlotte Albertine im Jahr 1734 in der Residenzstadt Bayreuth wurde von Wilhelmine ausgerichtet.[10] Das Herzogpaar starb bereits 1747/1748. Die letztmalige Katalogisierung des Konzertes geschah, wie beschrieben, handschriftlich im 19. Jahrhundert, als „Pianoforte-Konzert“ von Jaenichen im Weimarer Gesamtmusikalienkatalog.

Arnold Scherings Geschichte des Instrumentalkonzerts enthält in einer Fußnote folgenden Text: „Die Herzogl. Bibl. Wolfenbüttel besitzt ein unbegleitetes G moll-Konzert (Allegro, Cantabile, Gavotta I, II) von der Markgräfin Wilhelmine-Sophie von Brandenburg-Kulmbach.“ Die Satzfolge, die Tonart und die Zuschreibung stimmen mit der des Konzerts überein, dessen Orchesterstimmen in Wolfenbüttel liegen. Es ist nicht klar, worauf sich Scherings Fußnote bezieht und wie sie zu verstehen ist. Schering spricht an dieser Stelle ausdrücklich von unbegleiteten Klavier-Solokonzerten, insbesondere für Clavichord, die häufig Suitensätze enthielten. Erst später sei an die Stelle des Clavichordkonzerts allmählich das große, vom Orchester begleitete Cembalokonzert gerückt.[11] Arnfried Edler bringt im Handbuch der musikalischen Gattungen (Band 7, 2) dieselbe Angabe, ebenfalls ausdrücklich auf ein unbegleitetes Konzert bezogen.[12] Weder Schering noch Edler nennen eine Signatur oder sonstige Einzelheiten.

2008 wurde Wilhelmines Autorschaft am Cembalokonzert von Sabine Henze-Döhring in Frage gestellt und 2009 definitiv ausgeschlossen. Ihr Hauptargument für die Autorenschaft Jaenichens war, dass er im Incipit-Katalog Breitkopf von 1763 als Autor des Konzertes angegeben ist, dabei schloss sie die Bedeutung des Wolfenbütteler Dokuments – Abschrift durch den Bayreuther Hofkopisten – aus.[13] Sabine Henze-Döhrings Thesen zu Wilhelmine und ihrem Cembalokonzert wurden in der Fachschaft großenteils übernommen, bzw. bestehende Texte geändert.[14]

Eine allgemein akzeptierte Zuschreibung gibt es bisher nicht, in Programmen, Katalogen und Rundfunkübertragungen ist teils der eine, teils der andere Name als Urheber zu finden.

Umfeld früher Cembalokonzerte

„Das Werk dürfte zu den frühesten originalen Klavierkonzerten überhaupt gehören“ schreibt die Herausgeberin Irene Hegen über das Cembalokonzert in g-Moll, und es hat „die Gattung in ihrer Frühzeit um ein höchst individuell geprägtes Werk bereichert.“[15]

Jänichen, Cembalist in der Kapelle des Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt, dem die Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach 1721 gewidmet wurden, könnte diese gekannt haben.[16] Im 5. Brandenburgischen Konzert findet sich ein Cembalo unter den Soloinstrumenten, ein „Präzedenzfall“ für die Konzerte für ein oder mehrere Cembali, mit denen Bach zur Vorrangstellung Deutschlands auf dem Gebiet des Cembalokonzerts beitrug.[17] Zur Vorgeschichte des fünften Brandenburgischen Konzerts könnte neben einer 1716 erschienenen Serie von „sechs Concerten aufs Clavier“ von Christian Ernst Rolle ein F-Dur-Konzert von Jänichen gehören.[18]

Musik

Das erste Brandenburgische Konzert beginnt mit einer ähnlichen aufsteigenden Figur, wie das seit 2009 Jänichen zugeschriebene Cembalokonzert, wobei letzteres einen größeren Umfang aufweist, Dezime statt Oktav.[19] Später wurden solche aufsteigenden Tonfolgen nach der berühmten Kapelle in Mannheim als Mannheimer Rakete bezeichnet.

Während die Ritornellform des Kopfsatzes typisch für frühe Solokonzerte ist, verweist die Satzfolge mit Schlusssatz aus Gavotte 1, Gavotte 2 und Wiederholung der ersten Gavotte auf Orchestersuiten.[20] Für Arnold Schering ist in den 1730er Jahren die Anreicherung des unbegleiteten Cembalokonzerts mit beliebten Suitensätzen eine Konzession an den Modegeschmack der Dilettanten.[21] Die im Gegensatz zu Vivaldi wenig scharfe Trennung von Tutti- und Solopassagen, die an das Gruppenkonzert erinnert, spricht laut Sabine Henze-Döhring für eine Entstehungszeit „deutlich vor 1734“, dem von der Herausgeberin vorgeschlagenen Entstehungsdatum.[22] Laut Rashid-S. Pegah übernahm Jänichen den dritten Satz aus dem Orgelkonzert in g-Moll op. 4/3 von Georg Friedrich Händel (veröffentlicht 1738 in London).[23] Der Schlusssatz, Gavotte und für unbegleitetes Cembalo gesetzte Gavotte II, ist gemäß Christoph Henzel in Musik in Geschichte und Gegenwart in diesem Rahmen ungewöhnlich.[24]

Über den langsamen Satz in der Mitte, Cantabile – Cembalo abweichend Andante – schreibt Hegen, dass er „als Zentrum des Werkes angelegt“ ist, „liedhafte Teile mit virtuos-elegischen Belcantofiguren“ vereint, und dass seine „harmonisch ausgeklügelten, subtilen“ Begleitfiguren für eine Solo-Violine an die „berühmten Modulationskünste von Silvius Leopold Weiss (1686–1750), Wilhelmines Lautenlehrer“ erinnern.[25] Für Ruth Müller-Lindenberg scheinen manche Passagen für einen Lautenzug prädestiniert zu sein.[26] Die Melodie, mit der der Satz anhebt, lebe „schon vom Geist der Empfindsamkeit“ mit einer rein harmonisch dienenden Bassstimme und einer Oberstimme, die sich aufschwingt, Zieltöne umspielt und Sextsprünge aufweist, ferner gibt es „ ‚galante‘ Triolierungen und Diminutionen“.[27] In der formalen Disposition verrät der Satz mit einem Ritornell als Rahmen für zwei sehr unterschiedliche Solo-Episoden „ideenreichen Gestaltungswillen“.[28] Wie in den anderen Sätzen bemängelt sie aber kompositorische Defizite und schließt damit, dass man, um dem Stück gerecht zu werden, die Funktion berücksichtigen solle, „bei einer Feierlichkeit kurz und effektvoll auf[zu]rauschen“.[29]

Abschriften

Die Wolfenbütteler Abschrift

Von den wenigen erhaltenen musikalischen Werken Wilhelmines, die verstreut an verschiedenen Orten gefunden wurden, war in der Reihenfolge des Auffindens das erste 1890 die Abschrift des Konzertes in g-Moll. Obwohl die Solostimme bis 1997 fehlte, wurde diese Version bei Aufführungen mit frei nachempfundener Solo-Stimme gespielt, deren Tonträger noch heute im Handel erhältlich sind.

Die Quelle Wolfenbüttel wurde von einem Bayreuther Hofkopisten geschrieben und mit di Wilhelmine autorisiert. Dieser Kopist wird beim Répertoire International des Sources Musicales als „Copist 34 (Bayreuth court)“ geführt. Der Flötist Nikolaus Delius, Forscher zur Bayreuther Flötenmusik, räumt ihm einen „hohen Grad an Authentizität“ ein, „wie er außerdem wohl nur den Drucken von Haffner zukommt“, dem Nürnberger Musikalienverlag des 18. Jahrhunderts, der auch Werke Bayreuther Komponisten verlegte.[30]

Nach Vergleich mit der 1997 in Weimar gefundenen vollständigen Stimmenabschrift (Quelle Weimar) entpuppte sich Quelle Wolfenbüttel als gekürzte, bzw. vereinfachte Fassung, für deren Bearbeitung die Partitur am Hofe vorhanden gewesen sein muss.

Die Weimarer Abschrift

Die „Quelle Weimar“ ist die einzige vollständige Abschrift des Konzerts. Sie weist auf dem Titel zwei deutlich später angegebene Komponistennamen auf: Foerster (durchgestrichen) und Jaenichen.[31]

Diese Quelle enthält nicht nur die in der HAB vermisste Solostimme, sondern ist um ein Drittel länger als die Quelle Wolfenbüttel.[32] Beide sind als praktisches Stimmen-Manuskript überliefert und beide weisen Aufführungsspuren und Verbesserungen auf. Quelle Weimar wurde von zwei unbekannten Schreibern angefertigt, ein dritter fügte dem zweiten Satz der Cembalostimme eine improvisatorische Cembalo-Passage (Kadenz/Cadenza) an.[33]

Im Eingangssatz dieser Abschrift steht nach dem üblichen Fermatenzeichen vor dem Da Capo die Aufforderung „si sona Capriccio“ (hier spiele man ein Capriccio), also eine Kadenz. Die wörtliche Bezeichnung „Cadenza“ für den bei Solo-Konzerten üblichen virtuosen Einschub vor Satzende war demnach bei der Abfassung der Handschrift (noch) nicht geläufig, dies ein Zeichen einer für Cembalokonzerte frühen Entstehungszeit.[34]

Mögliche Entstehungszeit

Hinweise über die Entstehungszeit des Konzertes gibt es unter Annahme der Autorschaft Wilhelmines mehr als in Bezug auf Jänichen. So stellt sich zu Wilhelmine die Frage, ob „Quelle Weimar“ einmal im Besitz von Herzogin Anna Amalias Vorgänger Herzog Ernst August war, dessen Hochzeit mit ihrer Schwägerin die Preußin Wilhelmine am 7. April 1734 in Bayreuth ausrichtete, wofür ein neues, kostbares Cembalo angeschafft wurde. Auch die Ankündigung einer neuen Komposition Wilhelmines, möglicherweise für dieses Cembalo, deutet auf dieses Fest, zu dem sie vergeblich ihren Bruder aus Berlin erwartete, wie der Briefwechsel mit ihm mehrfach spiegelt.[35] Von einem „Coup d′essai a l'Apolon de notre siecle“ für ihn schreibt Wilhelmine nach dem Fest, zu dem er nicht erschien, am 2. Mai 1734.[36] Literarisch ist verbürgt, dass Wilhelmine seit 1730 komponierte.[37] Wilhelmine schätzte jedoch Konzerte von Johann Joachim Quantz und Christoph Schaffrath, die stilistisch einer späteren Entwicklungsstufe als das Cembalokonzert g-moll angehören.[38] Schaffraths Konzerte für Tasteninstrumente folgen Vivaldis Modell mit klar getrennten Tutti- und Solo-Abschnitten.[39] Der böhmische Geiger Franz Benda, der 1734 vor einem Bayreuth-Besuch unterwegs Johann Sebastian Bach und dessen Söhne in Leipzig besucht hatte,[40] brachte Wilhelmine, laut ihrem Brief vom 16. März 1734 zwei Cembalokonzerte mit. Henze-Döhring vermutet, von Schaffrath.[41] Leider ist kein einziges dieser Konzerte, über die sich die Geschwister in Wilhelmines frühen Bayreuther Jahren brieflich austauschen, bekannt geworden.

Jänichen im Breitkopf-Katalog

Jänichens Name ohne Vorname (auch Jaenichen, Jenichen) gelangte mit zwei Kompositionen, darunter das g-Moll Cembalokonzert, in den Breitkopf-Katalog. Im Band von 1763 wird das Cembalo-Konzert in g-Moll mit Incipit (Notenanfang des Musikstücks), unter „Jenichen“ geführt.[42]

Überlieferungs- und Aufführungsgeschichte

Da das Kopistenmanuskript in Wolfenbüttel, das in Emil Vogels Katalog 1890 vermerkt ist, zwar die Streicherstimmen enthält, nicht aber die Stimme für das Soloinstrument Cembalo, standen einer Aufführung zunächst Probleme entgegen. Der Komponist und Cembalist Willy Spilling hat 1938 eine rekonstruierende Bearbeitung des Konzerts vorgenommen und soll es auch für den Münchner Rundfunk eingespielt haben.[43] Nach dem Zweiten Weltkrieg (spätestens 1954) erschien eine Schallplattenaufnahme für den amerikanischen Markt, die auf der A-Seite ein Flötenkonzert Friedrichs des Großen, auf der B-Seite das Cembalokonzert mit der Autorangabe „Markgräfin of Bayreuth“ enthielt. Das Cembalo spielte Spilling, das Orchester war das Fränkische Landesorchester unter Leitung von Erich Kloss.[44]

Spilling veröffentlichte 1959 auch eine Partitur des Konzerts (mit der Urheberangabe Wilhelmine von Bayreuth) im F. E. C. Leuckart Verlag. Diese war nach Angaben Spillings von ihm selbst „frei ergänzt, bearbeitet und mit Kadenzen versehen“, was nicht nur die Cembalostimme betraf. Vielmehr fügte er hier auch eine von ihm selbst komponierte Flötenstimme hinzu.[45] Eine Ausstrahlung des 3. Satzes des Konzerts in der von Spilling begründeten Reihe „Tafel-Confect“ des Bayerischen Rundfunks dürfte im Sinne dieser Partitur erfolgt sein, da das Konzert hier als „Doppelkonzert“ bezeichnet wird.[46] Gemäß Derek McCullochs Dissertation fand die Sendung 1958 anlässlich des 200. Todesjahrs von Wilhelmine statt.[47] Weitere Aufnahmen, die sich vermutlich auf diese Partitur stützten, realisierten 1976 das Kammerorchester Venedig unter Leitung von Franco Piva mit Jean Bernard Hoffmann am Cembalo und Elisabeth Nyffeler, Flöte („Concerto En Sol Mineur, Pour Clavecin“), sowie 1979 das Lukas-Consort mit Viktor Lukas am Cembalo im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth („Cembalokonzert g-moll für Cembalo, Flöte und Streicher“).[48]

Der Musiker und Musikwissenschaftler Derek McCulloch hielt 1981 in The Musical Times fest, dass Spillings Rekonstruktion leider unbrauchbar und verdorben sei („regrettably corrupt“).[49] In seiner neun Jahre später erschienenen Doktorarbeit ging er ins Detail: Spillings Flötenstimme sei durch den Titel des Werks nicht gerechtfertigt und darüber hinaus selbst als Imitation eines Werks des 18. Jahrhunderts ungeeignet, da sie den damaligen Tonumfang des Instruments überschreite. Zudem habe Spilling die existierenden Streicherstimmen verfälscht, indem er Takte willkürlich hinzugefügt oder weggelassen habe. Gemeinsam mit dem Cembalisten Paul Nicholson richtete McCulloch eine eigene Rekonstruktion des Konzerts ein, die erstmals im Februar 1981 zur Eröffnung des Windsor Arts Centre erklang. Sie strichen Spillings Flötenstimme vollständig und passten die Taktzahlen der Quelle an. Eine Tonaufnahme dieser Fassung mit historischen Instrumenten strahlte der Westdeutsche Rundfunk in Köln aus.[50] Auch Viktor Lukas nahm 1987 nach Studium der Wolfenbütteler Quelle eine revidierte Fassung des Konzerts auf.[51]

All diese Rekonstruktionsversuche waren obsolet, als die Cembalistin Irene Hegen 1997 ein vollständiges Manuskript des Konzerts in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar fand. Eine erste Tonaufnahme des Konzerts auf dieser neuen Basis veröffentlichte die Bayreuther Hof Musique Bande im Jahr 2000 auf einer Doppel-CD mit dem Namen Bayreuther Hof Musique: Wilhelmines Musentempel, 1734–1764 mit Irene Hegen am Cembalo. Die Aufnahmen selbst fielen in die Jahre 1998 und 1999.[52] Ebenfalls im Jahr 2000 gab Hegen eine Partitur und Stimmen nach dem Originalmanuskript heraus, die im Furore-Verlag Kassel publiziert wurden. 2002 erschien eine weitere CD „Der Bayreuther Musenhof“, die einige Einspielungen aus der Doppel-CD übernahm. Es handelte sich um eine Auftragsproduktion für die Bayerische Schlösserverwaltung.[53]

Siehe auch

Literatur

  • Irene Hegen (Hrsg.): Wilhelmine von Bayreuth: Concerto in g für Cembalo obligato und Streicher. Mit Faksimileseiten und ausführlichem Text (= Furore-Edition. Band 2526). Furore Edition, Kassel 2000.
  • Werner Breig: Konzerte für Cembalo. BWV 1052–1058. (auch 1052a). Bärenreiter Classics (BACH Bärenreiter Urtext). Bärenreiter, Kassel usw. 1999, Vorwort.
  • Irene Hegen: Neue Dokumente und Überlegungen zur Musikgeschichte der Wilhelminezeit. In: P. Niedermüller, R. Wiesend (Hrsg.): Musik am Hofe der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine. Symposion zum 250. Jubiläum des Markgräflichen Opernhauses am 2. Juli 1998 (= Schriften zur Musikwissenschaft. Hrsg. vom Musikwissenschaftlichem Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.) Are Edition, Mainz 2002, ISBN 3-924522-08-1, S. 27–57.
  • Irene Hegen: Musikalische Verschlüsselungen. Autobiografische Spuren in den Kompositionen von Wilhelmine von Bayreuth. In: Günter Berger (Hrsg.): Wilhelmine von Bayreuth heute. Archiv für Geschichte von Oberfranken, Bayreuth, Sonderband 2009.
  • Sabine Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik. Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009.
  • Rashid-S. Pegah: »…und Fama hat dich auserkoren«. Eine Studie zur Musikpflege am Hof von Markgraf Christian Ludwig von Brandenburg. In: Peter Wollny (Hrsg.): Bach-Jahrbuch. Band 103. Jahrgang 2017. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2017, ISBN 978-3-374-05297-4, S. 109–137.
  • Ludwig Schiedermair: Bayreuther Festspiele im Zeitalter des Absolutismus. Studien zur Geschichte der deutschen Oper. Kahnt Nf., Leipzig 1908.
  • Gustav Berthold Volz (Hrsg.): Friedrich der Große und Wilhelmine von Bayreuth. Band I: Jugendbriefe 1728–1740. Übersetzt von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Leipzig 1924.

Einzelnachweise

  1. Richard Fester: Markgräfin Wilhelmine und die Kunst am Bayreuther Hof. In: Paul Seidel (Hrsg.): Hohenzollern-Jahrbuch. 1902, S. 147–174 (zlb.de).
  2. Im Wolfenbütteler Katalog „Sophie Friederike Wilhelmine“ in Emil Vogel: Die Handschriften nebst den älteren Druckwerken der Musik-Abteilung der Herzogl. Bibliothek zu Wolfenbüttel. Wolfenbüttel 1890, S. 15.
  3. Sabine Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik. Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009. S. 44.
  4. Er entnahm diese der Titelseite des Librettodrucks. S. Sabine Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik. Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009, S. 44, rechtes Bild = Titelseite seiner handschriftlichen Kopie der Oper L’Huomo in der HAB. Und daselbst S. 49: Cavatinen Abb. 51 und 52. Dagegen sind ihre bis heute bekanntgewordenen Librettoentwürfe usw. unsigniert. Vergl. Ruth Müller-Lindenberg: Wilhelmine von Bayreuth. Die Hofoper als Bühne des Lebens. Abb. 15, sowie Seiten 183–202 (handschriftl. Librettoentwürfe).
  5. Beschreibung der Vorderseite in: Irene Hegen (Hrsg.): Wilhelmine von Bayreuth, Concerto in g, S. 30/31.
  6. "Heute unter den Aschebüchern" der HAAB nach dem Brand 2004.
  7. Musicalien / aus dem Nachlasse I.K.H. / der Frau Grossfürstin / Maria Paulowna / in der Grossh. Bibliothek. Darin (Bd. I: unter Rubrik "Mappe"): I. Jaenichen Concert für Pf. in G moll Hdsch ...?, (in Bd. II dagegen etwas verändert unter Rubrik "Mappe"): II. "Jaenichen Concert für Clavier in g Moll. Siehe Irene Hegen: Das Cembalo-Konzert von Wilhelmine von Bayreuth, Furore-Verlag 2000, S. 29/30.
  8. Irene Hegen (Hrsg.): Wilhelmine von Bayreuth. Concerto in g. Partitur und Editionsbericht Das Cembalokonzert von Wilhelmine von Bayreuth. Furore Verlag Kassel, 2000c.
  9. Signatur und Bibliothekskommentar in der HAAB: Scha BS Mus Hs 00041 (2) Vorbesitz: Ernst August<Sachsen-Weimar, Herzog> *1688-1748* | Erlaeuterung: vermutlich aus dem Besitz von Ernst August Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach
  10. Irene Hegen: Neue Dokumente und Überlegungen zur Musikgeschichte der Wilhelminezeit. In: P. Niedermüller, R. Wiesend (Hrsg.): Musik am Hofe der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine. Mainz 2002, S. 38 ff.
  11. Arnold Schering: Geschichte des Instrumentalkonzerts bis auf die Gegenwart. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1905, S. 132, Textarchiv – Internet Archive.
  12. Arnfried Edler: Gattungen der Musik für Tasteninstrumente. Teil 2: Von 1750 bis 1830 (= Siegfried Mauser (Hrsg.): Handbuch der musikalischen Gattungen, Band 7, 2). Laaber Verlag, Laaber 2003, S. 98.
  13. Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik 2009, insbesondere S. 42, 47, 49.
  14. Z.B. hier: https://mugi.hfmt-hamburg.de/receive/mugi_person_00000055#Werkverzeichnis
  15. Irene Hegen: Das Cembalo-Konzert von Wilhelmine von Bayreuth. In: Wilhelmine von Bayreuth, Concerto in g für Cembalo obligato und Streicher. Furore, Kassel 2000, S. 29–32.
  16. Sabine Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik. Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009. S. 50.
  17. Michael Talbot: Concerto (Fr. concert; Ger. Konzert). 2. The instrumental concerto: origins to 1750. In: Grove Music Online. Oxford Music Online. Oxford University Press, Version: 26. Oktober 2011. http://www.oxfordmusiconline.com./
  18. Peter Wollny: Überlegungen zu einigen Köthener Vokalwerken J. S. Bachs. In: Bach-Jahrbuch. Band 106, 2020, S. 63–102, hier 68.
  19. Sabine Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik. Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009. S. 51.
  20. Sabine Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik. Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009. S. 50.
  21. Arnold Schering: Geschichte des Instrumentalkonzerts. Georg Olms, Hildesheim usw. 1988 (1927), S. 131f, Textarchiv – Internet Archive.
  22. Sabine Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik. Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009. S. 51.
  23. Rashid-S. Pegah: „und Fama hat dich auserkoren“. Eine Studie zur Musikpflege am Hof von Markgraf Christian Ludwig von Brandenburg. In: Bach-Jahrbuch. Band 103, 2017, S. 109–137, hier 120.
  24. vergl. Christoph Henzel: Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 17 (Vina – Zykan). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2007, ISBN 978-3-7618-1137-5, Sp. 932–934 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich), wo das Konzert Wilhelmine von Bayreuth zugeschrieben ist
  25. Irene Hegen: Das Cembalo-Konzert von Wilhelmine von Bayreuth. In: Wilhelmine von Bayreuth, Concerto in g für Cembalo obligato und Streicher. Furore, Kassel 2000, S. 29–32.
  26. Ruth Müller-Lindenberg: Wilhelmine von Bayreuth. Die Hofoper als Bühne des Lebens. Böhlau, Köln u. a. 2005, S. 82f und S. 84.
  27. Ruth Müller-Lindenberg: Wilhelmine von Bayreuth. Die Hofoper als Bühne des Lebens. Böhlau, Köln u. a. 2005, S. 83f.
  28. Ruth Müller-Lindenberg: Wilhelmine von Bayreuth. Die Hofoper als Bühne des Lebens. Böhlau, Köln u. a. 2005, S. 85.
  29. Ruth Müller-Lindenberg: Wilhelmine von Bayreuth. Die Hofoper als Bühne des Lebens. Böhlau, Köln u. a. 2005, S. 86.
  30. Nikolaus Delius: Jakob Friedrich Kleinknecht: Trii. In: Studio per editione scelte, Florenz 2003, Vorwort S. 7. Der Nürnberger Musikverleger: Haffner.
  31. Titelfoto in Irene Hegen: Das Cembalokonzert von Wilhelmine von Bayreuth. In: Wilhelmine von Bayreuth: Concerto in g, Furore 2000. Beschreibung ebenda S. 29, 30 rechte Spalte unten/S. 31 linke Spalte oben.
  32. Concerto in g, S. 29/30 linke/rechte Spalte.
  33. Concerto in g, S. 32, linke Spalte
  34. Concerto in g, S. 32, Ende linke Spalte.
  35. Irene Hegen: Neue Dokumente und Überlegungen zur Musikgeschichte der Wilhelminezeit. In: Peter Niedermüller, Reinhard Wiesend (Hrsg.): Musik und Theater am Hofe der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine. (Schriften zur Musikwissenschaft), Are Edition, Mainz 2002. S. 39 ff.
  36. Ludwig Schiedermair: Bayreuther Festspiele im Zeitalter des Absolutismus. Studien zur Geschichte der deutschen Oper. Leipzig 1908, S. 100. Französischer Brief, den Henze-Döhring 2009, S. 28, Fn. 11, wiedergibt, aber Wilhelmines Satz über das Coup d’essai weglässt.
  37. Irene Hegen: Musikalische Verschlüsselungen. Autobiographische Spuren in den Kompositionen von Wilhelmine von Bayreuth. In: Günther Berger (Hrsg.): Wilhelmine von Bayreuth heute. Das kulturelle Erbe der Markgräfin. Archiv für Geschichte von Oberfranken, Sonderband 2009. S. 187–206.:
  38. Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik. Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009. S. 51.
  39. Pippa Drummond: Schaffrath [Schafrath, Schafrat], Christoph. In: Grove Music Online. Oxford Music Online. Oxford University Press, Version: 20. Januar 2001. http://www.oxfordmusiconline.com./
  40. Bach-Dokumente, Kassel 1972 Bd. 3, S. 186/187.
  41. Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik, 2009, S. 37; Französischer Brief in Schiedermair 1908, S. 99 unten.
  42. Sabine Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik. Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009. S. 48.
  43. Derek McCulloch: Royal Composers. The Composing Monarchs That Britain Nearly Had. In: The Musical Times, Vol. 122, No. 1662 (August 1981), S. 525–529, hier: S. 528; Derek McCulloch: Aristocratic Composers in the 18th Century. Diss. University of Surrey, 1990 (openresearch.surrey.ac), S. 247; Sabine Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik. Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009, S. 45.
  44. Verzeichnet auf Discogs, mit Fotos des Covers und der Schallplatte selbst, siehe dicogs.com. Die Schallplatte ist auch in der Bayerischen Staatsbibliothek in München vorhanden (opacplus.bsb-muenchen.de). Ein Terminus ante quem lässt sich anhand einer Anzeige in High Fidelity, Oktober 1954, S. 99 festlegen: worldradiohistory.com.
  45. Sabine Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik. Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009, S. 45; Partitur, S. 3, [einsehbar auf https://www.demond.de/wilhelmine-von-bayreuth-konzert-g-moll-fuer-cembalo-floete-und-streichorchester-95385 demond.de].
  46. Siehe BR Franken BR-KLASSIK – Tafel-Confect, 29. Oktober 2023, br-klassik.de. Bei dieser Jubiläumssendung für die Reihe „Tafel-Confect“ wurden alte Aufnahmen aus der Reihe ausgestrahlt, darunter um 12:09 der genannte Satz mit Willy Spilling am Cembalo und dem Nürnberger Kammermusikkreis.
  47. Derek McCulloch: Aristocratic Composers in the 18th Century. Diss. University of Surrey, 1990, S. 247.
  48. Siehe Gerhild Komander: Frauengeschichte in Berlin und Bayreuth: Wilhelmine von Bayreuth, Anmerkung 30 (gerhildkomander.de). Die dortige Angabe „Wiener Kammerorchester“ ist allerdings irrig, siehe den Eintrag der Aufnahme unter Discogs; vgl. auch Altri quattro nuovi Cd, fondazionefrancopiva.org, 21. Mai 2018. Die Aufnahme des Lukas-Consorts findet sich in der Deutschen Nationalbibliothek (d-nb.info).
  49. Derek McCulloch: Royal Composers. The Composing Monarchs That Britain Nearly Had. In: The Musical Times, Vol. 122, No. 1662 (August 1981), S. 525–529, hier: S. 528
  50. Derek McCulloch: Aristocratic Composers in the 18th Century. Diss. University of Surrey, 1990, S. 247–248. Die Aufnahme für den WDR wurde am 15. Oktober 2022 erneut gesendet, mit dem Ensemble Sanssouci unter Leitung von Derek McCulloch und Paul Nicholson am Cembalo, vgl. www1.wdr.de, S. 7.
  51. d-nb.info. Auf dem Cover der CD ist angegeben, dass Lukas seine Rekonstruktion auf der Basis des Wolfenbütteler Stimmenmanuskripts vornahm, siehe etwa musik-sammler.de.
  52. Eintrag bei der Deutschen Nationalbibliothek.
  53. Eintrag bei der Deutschen Nationalbibliothek.
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