Gesellschaftspolitischer Konservatismus

Der gesellschaftspolitische Konservatismus (englisch social conservatism, wobei social für „gesellschaftlich“ steht) ist zumeist in Verbindung mit dem Theokonservatismus eine politische Ideologie des rechten Spektrums und eine Form des Konservatismus, welche sich vor allem auf gesellschaftspolitische Fragen bezieht und die Wahrung der traditionellen und zeitlosen Werte in den Mittelpunkt ihres Handelns stellt. Seine Vertreter sind meist Teil des Bürgertums und kommen oft aus dem Evangelikalismus oder katholischen Traditionalismus und Integralismus. Sie werden zur christlichen Rechten beziehungsweise zum politischen Katholizismus gezählt.

Erfolgreiche Vertreter des gesellschaftspolitischen Konservatismus: Der ungarische Premierminister Viktor Orbán (links) mit seinem Bündnis Fidesz-KDNP und der polnische PiS-Vorsitzende Jarosław Kaczyński.

Demzufolge stehen seine Anhänger einem gesellschaftlichen Wandel generell skeptisch gegenüber und kritisieren Erfolge der politischen Linken und Linksliberalen seit dem 20. Jahrhundert, wie die Avantgarde, die 68er-Bewegung,[1] die sexuelle Revolution, die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, der Pränataldiagnostik, die Erleichterung der Ehescheidung,[2] die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe, die Globalisierung, die Sterbehilfe, die Frühsexualisierung und das Gendern (Gender-Studien, -Mainstreaming und -Sprache). Als Teil der Lebensrechtsbewegung treten sie insbesondere für den Schutz des Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod sowie für den Schutz der binären Ehe und traditionellen Familie mit klassischer Rollenverteilung ein. Darüber hinaus haben die grundrechtlichen Freiheiten und Patriotismus für die meisten Verfechter einen besonders hohen Stellenwert.

Von ihren Gegnern werden die Befürworter als Vertreter der Reaktion gesehen (beispielsweise so im national-sozialistischen Horst Wessel-Lied), und Bestrebungen, die als negativ empfundenen Gesellschaftsveränderungen wieder rückgängig zu machen, werden als Backlash bezeichnet. Als autoritärer Auswuchs kann das korporative Konzept des Ständestaats betrachtet werden, wie es in Form der streng katholischen und antisozialistischen Regime des Bundesstaates Österreich und des Iberischen Blocks (Salazarismus/Franquismus) existierte.

Einzelnachweise

  1. Ben Dupré: 50 Schlüsselideen Politik. Springer-Verlag, 17. Januar 2014, S. 62.
  2. Jeffrey Bell: The Case for Polarized Politics: Why American Needs Social Conservatism. Encounter Books, ISBN 978-1-59403-578-4, S. 6–10.
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