Liste von Gräzismen

Dies ist eine Liste von dem Griechischen entlehnten deutschen Wörtern (Gräzismen). Vollständigkeit wird nicht angestrebt, der Anspruch wäre auch unrealistisch: Die deutsche Sprache hat so viele Lehn- und Fremdwörter aus dem Griechischen übernommen – zumeist der altgriechischen Sprache –, dass es unmöglich ist, eine auch nur halbwegs vollständige Liste anzufertigen.

Neben Tradierungen seit der antiken Philosophie (samt ihren naturbetrachtenden Ausprägungen) und Wörtern christlichen Ursprungs gibt es sehr viele bildungssprachliche Neologismen, die auf der Grundlage griechischer Wörter oder Morpheme überhaupt erst in den modernen Sprachen gebildet wurden – vor allem in den Wissenschaften, die sich zumeist durch Ausdifferenzierung aus der Philosophie entwickelten und deren Namen selbst zum überwiegenden Teil griechischen Ursprungs sind. Viele Gräzismen haben die deutsche Sprache auch über das antike Latein erreicht, was in der Regel bedeutet, dass das Grundwort nach wie vor griechischen Ursprungs ist, die Schreibweise jedoch latinisiert wurde (Beispiel: „Stadium“, von griechisch στάδιον stádion über lateinisch stadium; für den Gräzismus desselben Ursprungs ohne die lateinische Zwischenstation siehe „Stadion“).

Die Entwicklung von Gräzismen folgt dem Sprachwandelgesetz der Quantitativen Linguistik, dem sog. Piotrowski-Gesetz.(*)

Viele weitere Wörter findet man in der sehr ausführlichen Liste griechischer Wortstämme in deutschen Fremdwörtern.

A

Abaton Äon Aerodynamik Ästhetik Äther Agnostizismus Agonie Agonist Agoraphobie Air Akademie Akribie Akrobatik Akronym Akustik Allegorie Alphabet Amphibium Anachronismus Anämie Anästhesie Anagramm Analogie Analphabetismus Analyse Anarchie Anatolien Anatomie androgyn Anekdote Anion Anode Anomalie Anonymität Anorexie Antagonist Antarktis Anthologie Anthropologie Antichrist Antipathie Antonym Aorta Apathie Aphorismus Aplasie apodiktisch Apokalypse Apokryphen Apologie Aporie Apostasie Apostel Apostroph Apotheke Apsis Arachnophobie Archäologie Archäopteryx Archipel Architektur Archiv Aristokratie Arithmetik Arktis Arzt Asbest Askese Asphalt Astigmatismus Astrologie Astronaut Astronomie Asyl Asymmetrie Atheismus Athlet Atlas Atmosphäre Atom Autarkie Autismus Auto Autobiographie autochthon Autodidakt Autognosie Autokrat Automat Automatismus Autonomie Autopsie Axiom

B

Bakterie Ballistik Banause Bar Barbar Bariton Barometer Basilika BasiliskBasis Bibel Bibliothek Biographie Biologie Biotop Bischof Blasphemie Botanik Bronchialsystem Bronchitis Bulimie Butter

C

Cannabis Chamäleon Chaos Charakter Charisma Chemie Chirurgie Chlorophyll Choleriker Chor Christus Chromatographie Chromosom Chronograph Chronologie Chronometer Chrysantheme

D

Dämon Deka Dekade Delta Demagogie Demokratie Demoskopie Dendrologie Dermatologie Despot Dia Diabetes Diadoche Diät Diagnose Diagonale Diagramm Diakon Dialekt Dialektik Dialog Diamant Diaphragma Diarrhoea Diaspora Didaktik Dilemma Dinosaurier Diode Dioptrie Diphthong Diptychon Diskothek Diskografie Diskus Dogma Dramatik Dynamik Dynamit Dynamo Dynastie Dysgraphie Dyslexie Dysmorphie Dyspnoe Dystopie

E

Echo Ekklesia Eklampsie Eklektizismus Eklipse Ekstase Elefant Elektron Ellipse Embryo Empathie Empirik Endemie Energie Enigma Enthusiasmus Entropie Enzyklopädie Epidemie Epigone Epigramm Epigraphik Epilepsie Episode Epitaph Epitheton Epoche Eponym Epos Eremit Ergonomie Erotik Erythrozyt Erzbischof Esoterik Ethik Ethnologie Ethnos Ethos Etymologie Eucharistie Eunuch Euphemismus Euphorie Euthanasie evangelisch Evangelium Exodus Exophthalmus Exorzismus

F

Fotografie

G

Galaxie Gastronomie Gen Genealogie Genesis Genetik Geographie Geologie Geometrie Glossar Glosse Glyptothek Gramm Grammatik Grammatologie Grammophon Graphik Graphologie Gymnasium Gynäkologie Gyros

H

Hämatom Hagiographie Halo Halogen Haptik Harmonie Hedonismus Hektik Helikopter Hemisphäre Hermeneutik heroisch Heterogenität Hieroglyphe Hippodrom Historie Holocaust Holografie Homonym Horizont Hormon Horoskop hybrid Hydrant Hydrologie Hygiene Hygroskopie Hymne Hyperbel Hypnose Hypnotherapie Hypothek Hypothese Hysterie

I

Ideal Idee Ideologie Idiot Idol Ikone Ion Iris Ironie

K

Kakophonie Kalligrafie Kanon Kardiologie Kardiogramm Kartografie Kataklysmus Katakombe Katalog Katalysator Katapult Katarrh Katastrophe Katechismus KategorieKatharsis Kathode katholisch Kation Kenotaph Keramik Kilometer Kinetik Kino Kleptomanie Klima Klimax Klinik Koma Komet Komma - Komödie Korona Koryphäe Kosmetik Kosmonaut Kosmos Krater Krise Kristall Kriterium Kritik Krokodil Kryonik Krypta Kryptographie Kybernetik

L

Labyrinth Lampe Legasthenie Leier Lemma Lesbe Lethargie Leukämie Leukozyt Lexikon Lithographie Liturgie Logarithmus Logik Logopädie Lyrik

M

Mäander Märtyrer Magma Manie Masse Mathematik Mechanik Megalith Megaphon Melancholie Melanin Mem Metabolismus Metall Metamorphose Metapher Meteorit Meteorologie Meter Methode Metrologie Metronom Metropole Mikrofon Mikroskop Mikrotom Mimik Mimose Misanthropie Monarchie Monogamie Monogramm Monolith Monolog Monopol Monopteros Morphologie Museum Musik Myriade Mysterium Mythos

N

Narkose Narzisse Nautik Nekrolog Nekrose Nemesis Nematoden Neologismus Nephologie Neurodermitis Neuropathie Neurose Nostalgie Nymphomanie

O

Odyssee Ökologie Ökonomie Oligarchie Olympia Olympiade Omega Onkologie Optik Orchester Orchidee Organ Organisation Organismus Orgasmus Orgie Orthodoxie Orthographie Orthopädie Osteoporose Ozean Ozon

P

Pädagogik Paläontologie Palindrom Pandemie Panik Panorama Pantomime Papier Parabel Paradigma Paradoxie Paragraph Parallele Paralogie Parameter Parasit Parenthese Parodie Pathologie Pathos Patriarch Patriot Patriotismus Pause Pentagon Pentagramm Periode Peripherie Peristaltik Phänomen Phalanx Phantasie Phantom Pharmazie Phase Philanthrop Philatelie Philologie - Philosophie Phiole Phlegmatiker Phobie Phonetik Phonon Photon Photosynthese Phrase Physik Physiognomie Pinakothek Planet Plasma Plastik Plektrum Plutokratie Pneu Poesie Pol Polemik Poliklinik Poliomyelitis Politik Polizei Polyandrie Polygamie Polyglossie Polygon Polygynie Polymer Polymorphie Polynom Pornografie Pragmatik Pragmatismus Praxis Prisma Problem Prognose Programm Propädeutik Prophet Prophezeiung Prophylaxe Propyläen Protagonist Protein Proton Prototyp Psalm Pseudonym Psychiatrie Psychologie Psychosomatik Psychose Pyramide Pyrolyse Pyromanie Pyrotechnik

R

Rhapsodie Rheologie Rhetorik Rheuma Rhinologie Rhinozeros Rhododendron Rhombus Rhythmus

S

Sabbat Sardonismus Sarg Sarkasmus Sarkophag Saurier Schema Schisma Semaphor Skandal Skelett Skepsis somatisch Sphäre Sphinx sporadisch Stadion Statik Stigma Strategie Strophe Symbiose Symbol Symmetrie Sympathie Symphonie Symposion Symptom Synästhesie Synagoge Synchronisation Syndrom Synergie Synonym Synopse Synthese System Szene

T

Tachometer Tachymeter Taktik Tautologie Technik Technokratie Technologie Tektonik Telefon Teleskop Theater Theke Thema Theologie Theorie Therapie Thermometer Thermostat These Thron Topologie Toxikologie Tragödie Trapez Trauma Trema Tribologie Trigonometrie Triptychon Tropen Typ Typologie Tyrann

U

Urologie Utopie

X

Xenismus Xenophobie Xerographie Xylophon

Y

Ypsilon

Z

Zodiak Zone Zoo Zyklon Zyklus Zylinder zynisch

Weitere Beispiele

Viele weitere Beispiele findet man in eigenen Listen zu diversen Suffixen. Allerdings sind auf den Seiten auch Mischformen aus Gräzismen und Latinismen aufgeführt oder Wortteile sind gar anderer Herkunft wie etwa Eigennamen.

  • Sehr produktiv sind etwa Bildungen mit -graphie/-grafie und -logie.
  • In etwas geringerem Ausmaß gibt es Bildungen mit -metrie, -philie und -phobie, zu letzterem siehe Liste von Phobien.
  • Ebenfalls sehr produktiv ist das Suffix -ismus. Hier existieren aber sehr viele Mischformen.
  • In der Medizin steht das Suffix -itis für Begriffe, die zumeist entzündliche Prozesse bezeichnen.

Sehr gut veranschaulichen lässt sich die Bandbreite der Entlehnungen anhand des Verbs ἄρχειν archein „der Erste sein, anführen“ und dessen Ableitungen ἀρχαῖος archaios „[ur-]anfänglich, [ur-]alt“ sowie ἀρχή archē „Anfang, Ursprung; Herrschaft, Führung“ (und deren Ableitung ἀρχι- archi- „führend, leitend, oberster, Ober-“):

Liste deutscher Wörter, die vom griechischen Wortstamm arch abgeleitet sind
Deutsch Griechisch Anmerkungen
Anarchieἄναρχος anarchosDas einleitende A(n) ist ein Alpha privativum und macht aus der Herrschaft eine Nicht-Herrschaft.
Anarchismusἀναρχία anarchiaIdeenlehre, Zustand der Anarchie
archaisch ἀρχαϊκός archaikosUrsprünglich „altertümlich“ im engen Sinne von „aus dem Altertum stammend“, davon abgeleitet oft auch im weiten Sinne von „scheinbar aus dem Altertum stammend und daher unzeitgemäß“.
Archaismus Substantiv zu „archaisch“; Bedeutung in der Lexikologie: „Wort, das mehrheitlich von den Sprechern einer Sprachgemeinschaft als altmodisch empfunden wird“; Bedeutung in der Psychologie: „auf die entwicklungsgeschichtlichen Anfänge gerichtete psychologische Sichtweise“.
Archäologieἀρχαιολογία archaiologiaWörtlich „Lehre vom Alten“, wobei mit „das Alte“ die „alte Zeit“ gemeint ist.
Archäopteryxἀρχαιόπτερυξ archaiopteryxWörtlich „uralte Schwinge“ oder „Urschwinge“ (πτέρυξ pteryx „Flügel, Feder, Schwinge“); eine Gattung der Archosaurier, gewöhnlich als Urvogel bezeichnet.
Archetypἀρχέτυπος archetyposEin Archetyp ist ein Typ, der zuerst geprägt wurde.
Archimandritἀρχιμανδρίτης archimandritēsVorsteher eines Klosters in den orthodoxen Kirchen, in den altorientalischen Kirchen und in den katholischen Ostkirchen, vergleichbar mit dem Abt eines römisch-katholischen Klosters (μάνδρα mandra „geschlossener Raum“, hier: „Kloster“).
Archipelἀρχιπέλαγος archipélagosZunächst ein Ausdruck für das „Haupt-Meer“ (πέλαγος pélagos „Meer“), die Ägäis, später (wegen der großen Zahl der Ägäischen Inseln) für eine Inselgruppe im Allgemeinen.
Architektἀρχιτέκτων architektōnArchitekt, der Oberbaumeister (τέκτων tektōn „Zimmermann“).
Archivἀρχείον archeionEin archeion war ursprünglich das „Amtsgebäude“. In der lateinischen Entlehnung archivum wurde die Bedeutung später aber eingeengt auf „Aufbewahrungsort für amtliche Dokumente“.
Arztἀρχίατρος archiatrosArzt ist eine Verkürzung aus ἀρχί- archi- und ἰατρός iatros „Heilender, Arzt“, bedeutete also zunächst ausschließlich „Oberarzt“ (vergleiche auch Psychiater: „Seelenarzt“).
Erzbischofἀρχιεπίσκοπος archiepiskoposDie deutsche Vorsilbe Erz- hat nicht immer mit Metall zu tun. In einigen Wörtern steht sie für das griechische archi-. Bischof kommt aus dem Griechischen ἐπίσκοπος episkopos (vergleiche Episkop) und bedeutet „Aufseher“. Archiepiskopos ist demzufolge der „Oberaufseher“.
Erzengelἀρχάγγελος archangelosGleiche Vorsilbe wie bei Erzbischof, ergänzt um das Wort ἄγγελος angelos („Bote“; vergleiche auch den Vornamen Angelika). Die drei in der Bibel genannten Erzengel sind Michael, Gabriel und Raphael.
Hierarchieἱεραρχία hierarchiaWie Hieroglyphen die „heiligen Zeichen“ sind, so ist die Hierarchie die „heilige Herrschaft“.
Menarcheμηναρχή menarchḗDas erste Auftreten der Regelblutung (μήν mḗn „Monat“).
Monarchieμοναρχία monarchiaEin Mönch ist jemand, der eigentlich alleine leben sollte (μοναχός monachos), ein Monarch ist jemand, der „alleine“ (μόνος monos) herrschen will.
Oligarchieὀλιγαρχία oligarchiaEine Oligarchie ist die Herrschaft der „Wenigen“ (ὀλίγοι oligoi).
Patriarchatπατριαρχία patriarchiaWörtlich „Väterherrschaft“; Analogiebildung aus dem 19. Jahrhundert: Matriarchat (mit lateinisch māter „Mutter“); Analogiebildung aus dem späten 20. Jahrhundert: Kyriarchat (mit griechisch κύριος kyrios „Herr, Gebieter“).
Synarchieσυναρχία synarchiaMehrere Personen üben „gemeinsam“ (σύν syn) die Herrschaft aus.

Weitere Bildungen mit „-archie“ finden sich in der Liste der Herrschaftsformen. Ebenso darin enthalten sind viele Begriffe mit dem gleichfalls griechischstämmigen Wortstamm „-kratie“.

Anmerkung

(*) 
Vergleiche in der Literatur bei Best 2001, Körner 2004, Ternes 2011.

Literatur

  • Karl-Heinz Best: Wo kommen die deutschen Fremdwörter her? In: Göttinger Beiträge zur Sprachwissenschaft 5, 2001, 7–20.
  • Helle Körner: Zur Entwicklung des deutschen (Lehn-)Wortschatzes. In: Glottometrics Heft 7, 2004, ISSN 1617-8351, 25–49 (Onlineversion, PDF, 3,6 MB).
  • Bernhard Kytzler, Lutz Redemund, Nikolaus Eberl: Unser tägliches Griechisch: Lexikon des griechischen Spracherbes. Zabern, Mainz 20073, ISBN 978-3-8053-2816-6.
  • Thomas Meyer, Hermann Steinthal: Grund- und Aufbauwortschatz Griechisch. Klett, Stuttgart 1993, ISBN 3-12-663210-6.
  • Katharina Ternes: Entwicklungen im deutschen Wortschatz. In: Glottometrics, Heft 21, 2011, ISSN 1617-8351, S. 25–53 (Onlineversion, PDF, 2 MB).
  • Harald Wiese: Eine Zeitreise zu den Ursprüngen unserer Sprache. Wie die Indogermanistik unsere Wörter erklärt. Logos, Berlin 2007, 20102, ISBN 978-3-8325-1601-7.

Siehe auch

Wiktionary: Gräzismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.