Heinrich von Eglingen

Heinrich von Eglingen (it. Enrico di Eglingen) (14. Jahrhundert) war ein deutscher Ritter aus einem schwäbischen Adelsgeschlecht, der als Condottiere und Anführer einer Reitertruppe in Diensten verschiedener italienischer Fürsten stand. Heinrich wurde 1361 von Ugolino Gonzaga zunächst gefangen genommen, schwor diesem dann für sich sowie seine Truppe die Urfehde und leistete weitere Sicherheitsgarantien für Bernabò und Galeazzo Visconti.[1] Was über ihn bekannt ist, stammt zum großen Teil aus dem Archiv der Gonzaga in Mantua.

Für die Herkunft des Heinrich von Eglingen gibt es zwei unterschiedliche Angaben: Karl Heinrich Schäfer ordnete ihn 1911 dem Ortsadel in Eglingen bei Münsingen zu, offenbar hauptsächlich aufgrund seines in Italien geführten Wappens, das übereinstimmt mit bildlichen Darstellungen, die das Wappen dieses Adelsgeschlechts zeigen.[2] Darin folgte ihm auch Gunther Dohl in seiner Abhandlung über die Grafen von Wartstein, der Heinrich von Eglingen als Nachfahren des bis 1403 nachgewiesenen Geschlechts der dortigen Eglingen versteht.[3] Othmar von Stotzingen gab jedoch bereits 1911 und auch später zu bedenken, dass Heinrich als Ministeriale der Grafen von Oettingen schon aufgrund der lokalen Nähe wahrscheinlich eher aus Eglingen bei Neresheim stammte.[4] Jedenfalls ist diese Familie Eglingen im Lehnbuch der Grafen von Oettingen nachgewiesen[5] und Heinrich von Eglingen wird auch in einem in Mantua liegenden Brief von Guido Gonzaga als Lehensmann von Oettingen angesprochen.[6]

Schäfer beschreibt, nach dem Begründer und ersten Hauptmann der „Großen Kompagnie“, dem Condottiere Werner von Urslingen, als weiteren Hauptmann den Ritter Heinrich von Eglingen als Anführer deutscher Reiter in italienischen Diensten: „Eine andere bedeutende deutsche Reiterschar unter Führung Ritter Heinrichs v. Eglingen mit 2 Marschällen und 91 + 15 conestabiles et caporales lernen wir aus d. J. 1361 kennen.“[7] Weiter beschreibt Schäfer, dass Heinrich von Eglingen mit anderen deutschen Rittern in Mantua im Dienst von Feltrino Gonzaga stand.[8] Im Gonzaga-Archiv im Archivio di Stato di Mantova wird Heinrich von Eglingen als Hauptmann seiner Reiterschar häufig erwähnt. In der berühmten Wappenurkunde „Notariatsakt des Mantuaner Notars Matteo de Leonibus über die von 106 deutschen Rittern unter dem Henrichus de Eglingen, miles et capit(aneus) dem Hugolino Gonzaga geschworene Urfehde“ ist das Wappen Heinrichs von Eglingen, in Rot eine silberne Egge, als ein redendes Wappen nach dem Stammsitz des schwäbischen Rittergeschlechts überliefert.[9][10] Dort erscheint Heinrich mit dem Beinamen „de la Scala“. Das anhängende Siegel zeigt die Umschrift „Henrici de Eglon“, dazu einen gotisch umrahmten Schild mit entsprechendem Helm und Decken als Zier sowie einer Egge als Wappenbild.

Literatur

  • Francesco Bozzi: Le spire della vipera. Aderenti e aderenze dentro e fuori lo stato visconteo-sforzesco fra Tre e Quattrocento. Mailand 2020, online abrufbar im Bibliothekssystem der Universität Mailand, abgerufen am 18. Januar 2024.
  • Karl Heinrich Schäfer: Deutsche Ritter und Edelknechte in Italien während des 14. Jahrhunderts. Erstes Buch: Im päpstlichen Dienste. Darstellung. Schöningh, Paderborn 1911, online abrufbar unter archive.org, abgerufen am 15. Januar 2024.
  • Karl Heinrich Schäfer: Eine Wappenurkunde deutscher Ritter in Italien vom Jahre 1361. In: Der Deutsche Herold, Jg. 42 (1911). S. 27–32, 59–66, 86–92, online abrufbar unter archive.org, abgerufen am 15. Januar 2024.
  • Illuminierte Urkunden 1361-11-12_Mantua-Mantova. Mantua (Mantova), Archivio di Stato, Archivio Gonzaga. In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research, abgerufen am 15. Januar 2024. (Niedrig aufgelöstes Digitalisat der Urkunde Mantova, Archivio di Stato, Archivio Gonzaga, busta 48, c. 10.)

Einzelnachweise

  1. Heinrich schwor, dass er auch die Untertanen, Burgen und Ländereien der Visconti nicht angreifen würde: Francesco Bozzi: Le spire della vipera. Aderenti e aderenze dentro e fuori lo stato visconteo-sforzesco fra Tre e Quattrocento. Mailand 2021, S. 90f.
  2. Karl Heinrich Schäfer: Eine Wappenurkunde deutscher Ritter in Italien vom Jahre 1361. In: Der Deutsche Herold, Jg. 42 (1911). S. 27–32, 59–66, 86–92, hier: S. 59.
  3. Gunther Dohl: Die Grafen von Wartstein und ihre Burgen im Lautertal. Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1991, S. 73.
  4. Othmar von Stotzingen: Nachträge zu der „Wappenurkunde deutscher Ritter in Italien“. In: Der Deutsche Herold, Jg. 42 (1911), S. 170 (archive.org). Auch: Othmar von Stotzingen: Schwäbische Ritter und Edelknechte im italienischen Solde im 14. Jahrhundert. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte NF 22 (1913) S. 76–102, hier: S. 84 (archive.org).
  5. Stephan Selzer: Deutsche Söldner im Italien des Trecento. Niemeyer, Tübingen 2001, S. 204. Selzer beruft sich auf Elisabeth Grünenwald: Das älteste Lehenbuch der Grafschaft Oettingen. Schwäbische Forschungsgemeinschaft, Augsburg 1976 (Textband).
  6. Karl Heinrich Schäfer: Eine Wappenurkunde deutscher Ritter in Italien vom Jahre 1361, S. 59 und 60; Stephan Selzer: Deutsche Söldner im Italien des Trecento, S. 126.
  7. Schäfer: Deutsche Ritter und Edelknechte in Italien während des 14. Jahrhunderts. Erstes Buch, Paderborn 1911, S. 80.
  8. Schäfer: Deutsche Ritter und Edelknechte in Italien während des 14. Jahrhunderts. Erstes Buch, Paderborn 1911, S. 68; Schäfer: Eine Wappenurkunde deutscher Ritter in Italien vom Jahre 1361, S. 30 (Fußnote 16).
  9. Illuminierte Urkunden 1361-11-12_Mantua-Mantova, in: Monasterium.net, abgerufen am 15. Januar 2024
  10. Schäfer: Eine Wappenurkunde deutscher Ritter in Italien vom Jahre 1361. S. 27–32, 59–66, 86–92.
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