Ilse-Maria Krause
Ilse-Maria Krause (* 28. April 1926 in Görlitz; † 16. September 2016[1]) war eine deutsche Textilgestalterin.
Leben und Werk
Ilse-Maria Krause wuchs in einem gutbürgerlichen Handwerksmeisterhaushalt in Görlitz auf und machte 1944 das Abitur. Ihre Tante mütterlicherseits war die Malerin Elisabeth Wolff-Zimmermann, die mit dem Professor an dem staatlichen Meisteratelier für Bildende Künste in Königsberg Heinrich Wolff verheiratet war.. Von 1945 bis 1948 arbeitete sie in einem kunsthandwerklichen Kleinbetrieb, und von 1950 bis 1952 absolvierte sie eine Lehre als Dekorationsmalerin. Von 1952 bis 1954 studierte sie an der heutigen Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle[2] bei Willi Sitte Angewandte Malerei und dann bis 1956 Textilgestaltung bei Irmgard Glauche (1920–2016). Danach arbeite Ilse-Maria Krause als Textilgestalterin an der Schule. Von 1956 bis 1965 hatte sie einen Lehrauftrag für Hochweberei. Sie leistete Pionierarbeit beim Aufbau der 1960 gegründeten Hochweberei-Werkstatt der Schule. Von 1966 bis 1974 war sie Meisterin in der Hochweberei, dann bis 1979 Abteilungsleiterin und von 1980 bis 1990 Künstlerische Leiterin des VEB HAWEBA Hallesche Werkstätten für Bekleidung und Ausstattung, dann Staatliche Textil- und Gobelinmanufaktur, die bis zur deutschen Wiedervereinigung der Hochschule angeschlossen war und seit 2014 wieder eine Werkstatt der Hochschule ist. Es ist der einzige Manufakturbetrieb in Deutschland, der die ganze Palette alten Textilhandwerks von der Stickerei, Knüpferei und Flachweberei bis hin zur Gobelinweberei (Tapisserie) und Jaquardweberei anbietet.[3]
Ilse-Maria Krause webte selbst, auch nach eigenen Entwürfen. Sie schuf nach Entwürfen Sittes ab 1957 die ersten Gobelins, so Franz Mehring (1958, 87 × 58 cm; Sammlung der Kunsthochschule; Inv.-Nr. 40-WE-IV-108), Ikarus (1958, 190 × 153 cm; Sammlung der Kunsthochschule; Inv.-Nr. 40-WE-III-16) und 40 Jahre KPD (1958, 305 × 430 cm). Unter ihrer Leitung wurden auch Arbeiten für Künstler aus der DDR, die nicht selbst webten, und für die Denkmalpflege ausgeführt.
Als Auftragsarbeiten entstanden viele Gobelins für repräsentative Zwecke, u. a. für den Palast der Republik, den Pionierpalast „Ernst Thälmann“, für Auslandsvertretungen der DDR, z. B. 1966/1967 für den Festsaal der DDR-Botschaft, heute Deutsche Botschaft Budapest, zu Dramen von Bertolt Brecht (Entwurf Dieter Gantz; 4 × 6,20 m), für Hotels und Ferienheime.
Neben ihrer beruflichen Tätigkeit leitete Ilse-Maria Krause von 1956 bis 1986 den von ihr gegründeten Kindermalzirkel im VEB Chemische Werke Buna. Allein bis 1980 hatten daran etwa 600 Kinder teilgenommen.[4] Unter ihrer Anleitung schufen die Kinder Bilder, die u. a. als Postkarten vom Verlag Bild und Heimat in Reichenbach und als Illustrationen des Buchs Meinen Glückwunsch bring ich dar. Immerwährender Kalender (Altberliner Verlag Lucie Groszer, Berlin, 1979) publiziert wurden.
Ilse-Maria Krause war von 1969 bis 1990 Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR.
Ihr Grab befindet sich auf dem St. Laurentius-Friedhof in Halle.
Ehrungen
Werke
Weitere von Ilse-Maria Krause ausgeführte Gobelins (Auswahl)
- 1000 Jahre Halle (um 1960; Entwurf Willi Sitte; Verbleib unbekannt)[5]
- Freundschaftsteppich (1960, 196 × 155 cm; Sammlung der Kunsthochschule; Inv.-Nr. 40-WE-IV-111)
- Frühsommer mit Blüten und Blättern (um 1975, 1,58 × 0,83; vormals im Spreerestaurant des Palastes der Republik)[6]
- Spätsommer mit Blumen und Blättern (um 1975, 1,56 × 0,80; vormals im Spreerestaurant des Palastes der Republik)[6]
- Hochsommer mit Schmetterlingen (um 1975, 1,55 × 0,98; vormals im Spreerestaurant des Palastes der Republik)[6]
- Farne (1982; Sammlung der Kunsthochschule)[7]
- Berlin – Hauptstadt der DDR (1986; auf der VIII. Kunstausstellung der DDR; für einen Beratungsraum der Volkskammer im Palast der Republik)[8]
Publizierter Essay Ilse-Maria Krauses
- VEB Textilmanufaktur Halle. In: Bildende Kunst, Berlin, 1981, S. 181–185
Teilnahme an Ausstellungen (unvollständig)
- 1977/1978, 1982/1983 und 1987/1988: Dresden, VIII. bis X. Kunstausstellung der DDR
- 1979: Halle, Bezirkskunstausstellung
- Postum 2016/2017: Halle/Saale, Kunsthalle Talstraße („Gewebte Träume“)
Literatur
- Paul Jung (Hrsg.): Textilkunst aus dem VEB Haweba. Hallesche Werkstätten für Webereierzeugnisse. Träger des Vaterländischen Verdienstordens. Halle, 1979
- Staatliche Textilmanufaktur Halle/Saale. Hrsg.: Deutsches Textilmuseum Krefeld und Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle – Burg Giebichenstein, 1990 (Ausstellungskatalog)
- Krause, Ilse-Maria. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010. ISBN 978-3-355-01761-9, S. 479
- Ulrich Reimkasten: Ilse-Maria Krause (1926–2016), Textilkünstlerin. In: Mitteldeutsches Jahrbuch für Kultur und Geschichte, 2018
Weblinks
Einzelnachweise
- Traueranzeigen von Ilse-Maria Krause | www.abschied-nehmen.de. Abgerufen am 24. Oktober 2023.
- Die Schule hieß damals Institut für künstlerische Werkgestaltung Halle Burg Giebichenstein und wechselte in der Folgezeit mehrfach ihren Namen.
- Ute Semkat: Kunst zwischen Kettfäden. In: Die Welt, Berlin, 25. April 2001
- Die Weltbühne, Berlin, 1980, S. 1177
- WS 3 Entwurf von Willi Sitte für den Gobelin "1000 Jahre Halle". Abgerufen am 24. Oktober 2023.
- Neue Seite 1. Abgerufen am 24. Oktober 2023.
- julia_HalleFotoFan: Flyer, Bild 4, Ilse-Maria Krause, Farne, 1982. 2. November 2016, abgerufen am 24. Oktober 2023.
- Abbildung in: Christian Philipsen (Hrsg.): Sittes Welt. Willi Sitte: Die Retrospektive. E. A. Seemann, Leipzig, 2021, S. 281