Kabbala (Oratorium)
Kabbala oder Die vertauschten Schlüssel zu den 600.000 Gemächern des Schlosses ist ein Oratorium des österreichischen Komponisten René Clemencic aus dem Jahr 1992. Es wurde für das zweite Mittelfest in Cividale del Friuli komponiert.
Gestaltung
Das Werk ist für fünf Gesangssolisten – zwei Countertenöre, zwei Tenöre und einen Bassbariton sowie sechs Instrumentalisten: Zink (oder Trompete), zwei Schlagzeuger und drei Posaunen komponiert, basiert auf einem Text in hebräischer Sprache und dauert etwa siebzig Minuten.[1]
René Clemencic gibt zum Verständnis seines Oratoriums sinngemäß folgende Einleitung: Das hebräische Wort Kabbala bedeute in der Übersetzung „Überlieferung“. Sie sei das Fundament der jüdischen Mystik. In ihrer tiefen Tiefe gehe sie über alles spezifisch Jüdische im herkömmlichen Sinne hinaus und spreche vom Menschen und seinem Weg in dieser Welt. Behandelt werden sein Ausgesetztsein, seine Gottesferne und die Entfernung von seinem eigenen wahren Selbst. Die Kabbala spricht von den Bedingungen seiner Entwicklung und von der Selbstverwirklichung und von seiner Rückkehr ins himmlische Jerusalem.
„Die Musik ist, bedingt durch die hebräische Phonetik, sehr eigenwillig und wirkt durch den Einsatz von Countertenören und Schlagzeug erschreckend modern. Es befremdet zuweilen, etwa im sechsten Gesang, dass banale Effekte wie die Imitation von Hundegebell den Respekt vor geheiligten Texten infrage stellen. Es bestätigt die eigene Aussage des Komponisten, dass es ihm weniger um Ästhetik gehe, sondern die klangliche Wirkung im Vordergrund stehe. Die Begleitung der Singstimme ist abwechslungsreich und phantasievoll gestaltet. Besonders die Posaunen in den tiefen Lagen sind ein wirkungsvoller Kontrast zur Sopranlage der Tenöre. Das umfangreiche Schlagzeugarsenal kommt differenziert zum Einsatz.“
Struktur
- Prophetische Kabbala / Vokalpermutationen mit dem Tetragrammaton
- Zimzum
- Zehn Sefiroth / Zehn Gottesnamen
- Die 22 heiligen Buchstaben
- Meditation über den Anfang und den großen Gottesnamen
- Bruch der Gefäße
- Prophetische Kabbala / Die 72 Buchstabentriaden
- Rückkehr nach vorne / Um Mitternacht / Weckruf
- Krieg der Söhne des Lichtes und der Finsternis
- Halleluja / Rückkehr ins himmlische Jerusalem
Werkgeschichte
Die Uraufführung fand am 29. Juli 1992 beim Mittelfest in Cividale del Friuli statt.
Die österreichische Uraufführung war am 5. März 2009 im Gläsernen Saal des Wiener Musikvereins. Es spielte das Clemencic Consort unter der Leitung von René Clemencic. Die Sänger waren Bernhard Landauer (Contratenor), Thomas Künne (Contratenor), Bernd Lambauer (Tenor), Gernot Heinrich (Tenor) und Péter Csér (Bassbariton).
Eine CD-Aufnahme erschien 1993 bei der Col legno Musikproduktion.
Die szenische Erstaufführung erfolgte 2022 durch das sirene Operntheater im Planetarium Wien bei Wien Modern 35.[3]
Weblinks
- Aufnahme der Uraufführung auf YouTube
- Vollständiger Text mit deutscher Übersetzung (PDF; 66 kB)
Einzelnachweise
- Kabbala. Mitschnitt der Uraufführung beim CD-Label col legno, abgerufen am 23. Oktober 2022.
- Beschreibung von Engelbert Hellen auf Klassika
- https://www.sirene.at/aktuell/2022-kabbala/ Kabbala.sirene Operntheater, abgerufen am 31. Oktober 2022.