Mirjam Zadoff
Mirjam Zadoff (* 21. Februar 1974 in Innsbruck als Mirjam Triendl) ist eine österreichische Historikerin und Direktorin des NS-Dokumentationszentrum München.
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Leben
Mirjam Zadoff studierte Geschichte und Judaistik an der Universität Wien. Von 2001 bis 2002 war sie Mitglied der Historikerkommission der Republik Österreich, die im Auftrag der österreichischen Regierung den „Vermögensentzug“ während der Zeit des Nationalsozialismus sowie seither erfolgte Rückgaben bzw. Entschädigungsmaßnahmen erforschte.
2006 promovierte sie summa cum laude bei Michael Brenner in den Fächern Neuere und Neueste Geschichte sowie Jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München.[1] Ihre Dissertationsschrift Nächstes Jahr in Marienbad. Gegenwelten jüdischer Kulturen der Moderne wurde von der LMU mit dem Dissertations-Preis und von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit dem Preis der Peregrinus-Stiftung ausgezeichnet. Die englische Übersetzung erhielt den Salo W. Baron Prize der American Academy for Jewish Research.[2] 2014 veröffentlichte Mirjam Zadoff ihre Habilitationsschrift Der rote Hiob. Werner Scholem. Ein Deutsches Leben im Verlag Carl Hanser (ausgezeichnet mit dem Fraenkel Prize in Contemporary History der Wiener Library, London).[3]
Von 2014 bis 2019 war sie Professorin für Geschichte und Inhaberin des Alvin H. Rosenfeld Lehrstuhls für Jüdische Studien an der Indiana University Bloomington. Gastprofessuren und Fellowships brachten sie nach Berkeley, Zürich, Berlin, Augsburg, London und Jerusalem.
Seit Mai 2018 leitet sie als Nachfolgerin des Gründungsdirektors Winfried Nerdinger das NS-Dokumentationszentrum München.[4] und verantwortet dort das Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Bildungsprogramm.[5] Daneben unterrichtet sie als Lehrbeauftragte an der LMU München[6] sowie der TUM.
Mirjam Zadoff ist außerordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften,[7] Mitglied im Hochschulrat der Akademie der Bildenden Künste München[8] und im Kuratorium der Technischen Universität München[9] sowie in den Beiräten zahlreicher Ausstellungen, u. a. des geplanten Holocaust Memorial[10] des Kanton St. Gallen.
Sie ist mit dem Historiker Noam Zadoff verheiratet und lebt in München.
Auszeichnungen
- 2003: Theodor-Körner-Preis[11]
- 2007: Preis der Peregrinus-Stiftung[11]
- 2012: Salo W. Baron Prize[11]
- 2014: Fraenkel Prize in Contemporary History[11]
- 2020: Shortlist ART Kuratorenpreis 2020 (Covid-bedingt nicht verliehen)
- 2023: Bayerischer Verdienstorden[12]
Publikationen (Auswahl)
- Gewalt und Gedächtnis: Globale Erinnerung im 21. Jahrhundert, Hanser, München 2023, ISBN 978-3446278073[13]
- Der Rote Hiob. Das Leben des Werner Scholem. Hanser, München 2014, ISBN 978-3-446-24622-5.[14]
- englischsprachige Ausgabe: Werner Scholem. A German Life, University of Pennsylvania Press, Philadelphia 2018, ISBN 978-0-812-24969-9.
- Nächstes Jahr in Marienbad. Gegenwelten jüdischer Kulturen der Moderne. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 3-525-56995-5.[15]
- englischsprachige Ausgabe: Next year in Marienbad. The lost worlds of Jewish spa culture, University of Pennsylvania Press, Philadelphia 2012.
- tschechische Übersetzung: Tak napřesrok v Marienbadu. Ztracené světy židovských lázeňských kultur, Nakladatelství Lidové noviny, Praha 2017.
- „Wichtiger als unser Leben“. Das Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos, Ausstellungskatalog, hg. mit Ulla-Britta Vollhardt, Wallstein Verlag 2023 (engl. und dt. Ausgabe). ISBN 978-3-8353-5492-0[16]
- TO BE SEEN. Queer Lives 1900-1950. Ausstellungskatalog, hg. mit Karolina Kühn. Hirmer Verlag 2023 (engl./dt.) ISBN 978-3-7774-3992-1[17]
- „Aus der Erinnerung für die Gegenwart leben“. Geschichte und Wirkung des Shoah-Überlebenden Ernst Grube, hg. mit Matthias Bahr und Peter Poth. Reihe: Public Memory; Bd. 1, Wallstein Verlag 2022. ISBN 978-3-8353-5258-2[18]
- Annette Kelm. Die Bücher, mit Annette Kelm, Udo Kittelmann und Nicolaus Schafhausen, König Verlag 2022. ISBN 978-3-7533-0162-4[19]
- Tell me about
yesterdaytomorrow. Über die Zukunft der Vergangenheit, mit Nicolaus Schafhausen. München: Hirmer Verlag 2021. ISBN 978-3-7774-3542-8[20] - Four Years after. Ethnonationalism, Antisemitism and Racism in Trump’s America, mit Heike Paul, Stefanie Schüler-Springorum und Noam Zadoff. München: Winter Verlag 2020. ISBN 978-3-8253-4782-6
- Die Stadt ohne. Juden Ausländer Muslime Flüchtlinge (Ausstellungskatalog), mit Andreas Brunner, Barbara Staudinger und Hannes Sulzenbacher. München: Hirmer Verlag 2019. ISBN 978-3-7774-3337-0[21]
- Scholar and Kabbalist: The Life and Work of Gershom Scholem (IJS Studies in Judaica, Band: 19). hg. mit Noam Zadoff: Brill, Boston 2018, ISBN 978-90-04-38739-3.
- „Arisierung“ von Mobilien, mit Gabriele Anderl, Edith Blaschitz, Sabine Loitfellner und Niko Wahl. Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission: Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich Bd. 15. Wien: Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2004.
Weblinks
- Literatur von und über Mirjam Zadoff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Dr. habil. Mirjam Zadoff - Fakultät für Kulturwissenschaften - LMU München. Abgerufen am 13. August 2020.
- Verlorene Welten - LMU München. Abgerufen am 13. August 2020.
- Previous Fraenkel Prize Winners - Wiener Library. Abgerufen am 13. August 2020 (englisch).
- muenchen.de: Die neue Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München. Abgerufen am 13. August 2020.
- NS Dokuzentrum - Team. Abgerufen am 13. August 2020.
- Mirjam Zadoff - Jüdische Geschichte und Kultur - LMU München. Abgerufen am 6. Dezember 2023.
- Süddeutsche Zeitung: Akademie wählt neue Mitglieder aus der Wissenschaft. Abgerufen am 13. August 2020.
- Akademie der Bildenden Künste München - Hochschulrat. Abgerufen am 13. August 2020.
- Kuratorium - TUM. Abgerufen am 6. Dezember 2023.
- Regierung unterstützt Holocaust-Memorial im Rheintal. Abgerufen am 6. Dezember 2023.
- Mirjam Zadoff. Archiviert vom am 15. März 2019; abgerufen am 27. Juli 2019 (englisch).
- Ordensverleihungen auf bayern.de, abgerufen am 8. Juli 2023
- Gewalt und Gedächtnis - Bücher - Hanser Literaturverlage. 6. Dezember 2023, abgerufen am 6. Dezember 2023.
- Der rote Hiob - Bücher - Hanser Literaturverlage. Abgerufen am 13. August 2020.
- Nächstes Jahr in Marienbad. Abgerufen am 13. August 2020.
- Wichtiger als unser Leben - Wallstein Verlag. Abgerufen am 6. Dezember 2023.
- To Be Seen: Queer Lives 1900–1950 | Hirmer Verlag. Abgerufen am 6. Dezember 2023.
- »Aus der Erinnerung für die Gegenwart leben« - Wallstein Verlag. Abgerufen am 6. Dezember 2023.
- Annette Kelm: Die Bücher - Buchhandlung Walther König. Abgerufen am 6. Dezember 2023.
- Tell me about yesterday tomorrow: Über die Zukunft der Vergangenheit | Hirmer Verlag. Abgerufen am 6. Dezember 2023.
- Die Stadt ohne: Juden Ausländer Muslime Flüchtlinge | Hirmer Verlag. Abgerufen am 6. Dezember 2023.