Passauer Kriegsvolk

Das Passauer Kriegsvolk war ein zwischen 1610 und 1611 bestehendes Söldnerheer von über 10.000 Mann.[1] Es wurde 1610 vom Heerführer Laurentius Ramée im Auftrag des Fürstbischofs von Passau und Straßburg Leopold Erzherzog von Österreich aufgestellt und war ursprünglich für den Einsatz im Jülich-Kleveschen Erbstreit bestimmt. Jedoch stand es schnell wegen seiner Plünderungen und grausamen Verwüstungen in Österreich sowie in Böhmen in schlechtestem Ruf. 1611 stand das Passauer Kriegsvolk im Bruderzwist zwischen Kaiser Rudolf II. und Matthias auf Seiten des Kaisers. Im selben Jahr kam es zum Einfall der Passauer in Prag und zu Grausamkeiten in Budweis. Durch eine List gelang es dem Heer, Budweis zu eroberten. Die Soldaten verkleideten sich als kaiserliche Kommissare und als ihnen die Stadtwache das Tor öffnete, fielen sie in die Stadt ein. Von dort zog Ramée mit seiner Truppe nach Prag weiter, wobei er vorgab, zur Hilfe von Kaiser Rudolf gekommen zu sein; allerdings verteidigten sich die Prager Bürger, da sie um ihre Freiheiten fürchteten. Das Passauer Kriegsvolk drang dennoch in die Stadt ein und verheerte die Prager Kleinseite. Es zog sich aber zurück, als König Matthias auf Bitten der Prager Bevölkerung anmarschierte. Dieser konnte zusammen mit den böhmischen Ständen am 11. März 1611 Prag besetzen und die Passauer vertreiben. Nachdem sich Leopold V. Matthias unterworfen hatte, wurde das Passauer Kriegsvolk aufgelöst.

Ein Jahr nach dem Tod Rudolfs wurde Laurentius Ramée 1613 verhaftet und zum Tode durch das Schwert verurteilt.

Der Scharfrichter Kaspar Neidhart stellte für das Passauer Kriegsvolk Papierzettel mit merkwürdigen Zeichen her, die er als Zauberzettel verteilte. Diese als „Passauer Kunst“ bezeichneten kleinen Blätter sollten den Besitzer gefeit machen gegen Hieb und Stich.

Siehe auch

  • Laurentius Ramée: genauere Beschreibung der Geschehnisse vom Aufbruch des Söldnerheers aus Passau am 21. Dezember 1610 bis zu dessen Auflösung im Juni 1611 und Enthauptung des Heerführers am 23. April 1613.

Literatur

  • Franz Mader: Tausend Passauer. Passau 1995, ISBN 3-924484-98-8.
  • Josef Karl Mayr: Wolf Dietrich und das Passauer Kriegsvolk. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Jahrgang 68, Salzburg 1928, S. 1–50 (zobodat.at [PDF]).
  • Franz Kurz: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen (1610–1611). Aus dessen Nachlaß mitgeteilt und mit einer Einleitung versehen. Von Albin Czerny. In: Jahresbericht des Museums Francisco-Carolinum. Band 53, Linz 1895, S. 1–117 (zobodat.at [PDF]), Band 54, Linz 1896, S. 1–119 (zobodat.at [PDF]), Band 55, Linz 1897, S. 1–134 (zobodat.at [PDF]).
  • Franz Kurz: Schicksale desPassauischen Kriegsvolkes in Böhmen, bis zur Auflösung desselben im Jahre 1611. Prag 1831 PDF
  • HerrschaftsZeiten. In: domine.blogspot.de, 1. Juni 2004, abgerufen am 1. Juli 2019 (mit einem Absatz zum Passauer Kriegsvolk).

Einzelnachweise

  1. Kurz 1895, S. 27 und 34.
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