Rüm Hart – klar Kimming

„Rüm Hart – klar Kimming“, auch wohl „kla(a)r Kiming“, ist ein nordfriesischer Leitspruch. Auf deutsch, wörtlich übersetzt: „Weites Herz – klarer Horizont“, im übertragenen Sinne: weite Sicht oder weiter Blick. Das Sprichwort ist 1839 zuerst bezeugt. Teile des Spruchs werden in den bekannten Schiffsnamen Rüm Hart und Kloar Kimming verwendet.

Ursprung

Kim, Kiming, Kimmung oder Kimming („Rand, Horizont“) ist ein Wort niederländischer Herkunft, das im dritten Viertel des 17. Jahrhunderts in Norddeutschland auftaucht. Es gehört zur Schiffersprache.[1] Klar Kimming bedeutet so etwas wie „weiten, ungehinderten Blick“.

Rüm Hart bedeutet ein „unbelastetes, unverschlossenes Herz“, im Niederländischen seit dem 17. Jahrhundert ruimhartigheid („Großzügigheit, Menschenliebe“, daher auch „Freisinn“).

Verwendung

Der Spruch wird 1839 zuerst vom Dichter Gustav Gardthausen als „alter nordfriesischer Wahl- und Trinkspruch“ erwähnt.[2] J.A. Petersen berichtet in seinen Wanderungen durch die Herzogthümer (1839) „Klaar Kimming, rüm Hart“ wäre ein „Trinkspruch des Sylters“.[3]

Im Zuge der Nationalromantik und der Verherrlichung des Friesischen während der Schleswig-Holsteinischen Erhebung gelang der Spruch zu einiger Bekanntheit. Er wurde verbunden mit dem Freiheitsdrang der Friesen und mit der Geschichte des legendären Fischers und Piraten Pidder Lüng. Seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts wird der Spruch eher touristisch instrumentalisiert und vermarktet.

Sonstiges

  • Rüm Hart ist ein Gedichtsammlung des Niebüller Pastors Friedrich August Feddersen aus dem Jahr 1887.[4]
  • Rüm Hart – klar Kimming ist ein Roman der nordfriesischen Autorin Thusnelda Kühl aus dem Jahr 1903.
  • Klar Kimming war ein Mitteilungsblatt des Nordfriesischen Vereins, das in den 1920er und 1930er Jahren erschien.
  • Rüm Hart (2002) und Klaar Kiming (2003) sind zwei Alben von Reinhard Mey. Das Lied „Rüm Hart“ hat den Refrain „Klaar Kimming, rüm Hart!“

Einzelnachweise

  1. Friedrich W. Kluge (Hrsg.): Seemannssprache. Wortgeschichtliches Handbuch deutscher Schifferausdrücke älterer und neuerer Zeit. Halle 1911, S. 447–448. (Digitalisat)
  2. Gustav Waldemar Gardthausen: Die Ostsee. Gedicht in drei Gesängen. Kiel 1839, S. 144.
  3. J.A. Petersen: Wanderungen durch die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Dritte Section: Nordfriesland. Kiel 1839, S. 600.
  4. Friedrich August Feddersen: Rüm Hart. Gedichte eines Nordfriesen. Berlin und Rostock 1887.
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