Riout 102T Alérion
Der Riout 102T Alérion ist der Prototyp eines einsitzigen Ornithopters des französischen Ingenieurs René Riout aus dem Jahr 1937.
Riout 102T Alérion | |
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![]() Mit unbespannten Flügeln, 1937 | |
Typ | Ornithopter |
Entwurfsland | |
Hersteller | René Louis Riout |
Indienststellung | verworfen |
Stückzahl | 1 |

Geschichte
René Riout war zunächst bei Automobilbauern tätig, bis er auf die Luftfahrttechnik umschwenkte, und verschiedene Segel- und Propellerflugzeuge entwickelte. 1907 gelangen ihm die ersten Flüge mit kleinen Ornithoptermodellen, die bis zu 220 m weit flogen. 1910 erhielt er Patente in Frankreich, sowie 1911 in Großbritannien und den USA für Fluggeräte die durch Schlagflügel angetrieben werden.[1] Verformbare Flügel sollten dabei in der Aufwärtsbewegung in waagerechter Gleitposition gehalten werden, während sich in der Abwärtsbewegung die Hinterkante der Flügel nach oben biegt, um den Vortrieb zu erzeugen, wobei die Verformung zur Flügelspitze hin stärker ausgeprägt sein sollte. 1913 baute er den ersten bemannten Ornithopter DuBois-Riout mit einem Motor mit 37 kW von Gnome et Rhône Motor, dessen Erprobung durch den Ersten Weltkrieg verzögerte wurde und der 1916 bei einem Unfall einen Totalschaden erlitt.[2]
Nach dem Ersten Weltkrieg entwarf Riout weitere Fluggeräte mit Schlagflügeln, welche bei Herstellern jedoch kaum auf Interesse stießen. 1933 reichte er Entwürfe und Modelle von 100 bis 500 g leichten, zwei- und vierflügelige Schlagflüglern beim Service technique de l’aéronautique – STAé ein, die Flugweiten von bis zu 100 m erreichten. Daraufhin erhielt er den Auftrag zum Bau eines Erprobungsmodells mit Elektromotor im Maßstab 1:5. Das 1934 fertiggestellte Modell wurde vom 11. November 1934 bis 1. Februar 1935 etwa 200 Stunden lang im Windkanal von Issy-les-Moulineaux bei Paris getestet und bestätigte die Machbarkeit des Konzepts. Auf Grundlage der Testergebnisse sollte mit bei einem flugfähigen Flugzeug mit einem 67-kW-Motor Geschwindigkeiten von 200 km/h erreichbar sein, worauf Riout den Auftrag zum Bau eines Prototypen erhielt.[3]
Der Prototyp wurde Ende 1937 im Werk des Karosseriebauers Émile Tonnelline in Courbevoie gebaut und im Flugzeugwerk Ateliers d’Aviation Louis Breguet in Villacoublay endmontiert. Er absolvierte eine Reihe von Tests am Boden und im Windkanal des Service technique de l’aéronautique – STAé in Chalais-Meudon. Hier wurde festgestellt, dass der Motor statt der projektierten 56 kW nur eine Leistung von etwa 45 kW erreichte, trotzdem wurden die Tests fortgeführt. Das Gerät hatte bis dahin drei Stunden lang erfolgreich Stabilitätstest im Windkanal absolviert. Am 12. April wurde das Fluggerät zunächst zwei Minuten mit ruhenden Flügeln und dann im Schlagflug getestet. Nach 20 Minuten bei Windgeschwindigkeiten von 130 km/h wurde die Motordrehzahl auf 4500 min−1 angehoben, in der Folge erlitt zunächst eine Tragfläche einen Strukturschaden und knickte am äußeren Drittel ein, worauf die übrigen drei Tragflächen ebenfalls brachen. Bereits vor der Havarie hatte Riout einige strukturelle Änderungen bei der STAé beantragt, die jedoch nach der Havarie abgewiesen wurden. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die weitere Entwicklung des Projekts eingestellt. Die havarierten Flügel wurden entsorgt, und der Flugzeugrumpf eingelagert.[3]
Der Rumpf wurde 2005 wiedergefunden und in das Musée Régional de l’Air in Angers gebracht, wo er teilrestauriert wurde und in der Dauerausstellung ausgestellt ist.[4][3]
Konstruktion
Der zigarrenförmige Rumpf des Alérion besteht aus einem Gitterrahmen aus Stahlrohren mit Aluminiumbeplankung und hat eine Gesamtlänge von 6,4 m und einer Höhe von 2,49 m. Hinter dem Cockpit sind zwei schwenkbare Paare Schlagflügel hintereinander an einem Metallträger am Rumpf angeschlagen. Die Flügel bestehen aus Metallrahmen mit Stoffbespannung und haben eine Flügelspannweite von etwa 8,0 m. Der Flügelschlag beschreibt einen Bogen von 50°, davon 40° oberhalb und 10° unterhalb der Flügelachse. Die Flügelspitzen reichen in der unteren Position 67 cm und in der oberen Position 4,1 m über den Boden. Hinter der Flügelaufnahme befand sich ein 56 kW starker V-2-Zylinder Einbaumotor mit OHV-Ventilsteuerung von J.A.P. (Möglicherweise ein JAP 8/75). Die Flügel wurden vom Motor über eine Kurbelwelle und Pleuelstangen paarweise angehoben und abgesenkt, wobei die vorderen und hinteren Flügelpaare gegenläufig schwangen. Die genaue Ansteuerung der Flügel konnte noch nicht sicher rekonstruiert werden, da die ursprünglichen Flügel nicht mehr erhalten sind. Auftrieb und Vortrieb sollten über Verwerfungen der hinteren Flügelflächen beim Schlagflug erreicht werden. Das Leitwerk ist mit Höhen- und Seitenruder konventionell ausgelegt. Das Fahrwerk besteht aus vier einziehbaren Rädern mit einer Spurweite von 1,3 m. Das Leergewicht des Flugzeugs liegt bei 500 und flugfertig bei 630 kg.[3]
Trivia
Möglicherweise war der Riout 102T Alérion Frank Herbert als Inspiration für die Ornithopter-Fluggeräte in seinem Romanzyklus Dune und den darauf basierenden Verfilmungen.[5]
Vergleichbare Typen
Konstruktiv ist der Riout 102T mit dem ebenfalls vierflügligen, jedoch bedeutend kleineren, Festo BionicOpter vergleichbar. Ein zweiflüglige flugfähiges Variante ist das Festo SmartBird.
Literatur
- Christian Ravel: Avion à ailes battantes Riout 102T. In: Trait d’Union (T.U.). Nr. 225, 2006, S. 1–3 (französisch, Nachweis).
Weblinks
- Les Prototypes - RIOUT 102-T ALERION auf Espace Air Passion - Angers Loire Aéroport (französisch)
- The Riout 102T Alérion Ornithopter; Frank Herbert’s Inspiration?
Einzelnachweise
- Französisches Patent Nr. 419.140. Britisches Patent Nr. 191117950. Patent US1009692A: Flying-machine with flapping wings. Angemeldet am 7. August 1911, veröffentlicht am 21. November 1911, Erfinder: René Louis Riout.
- William Pearce: DuBois-Riout Ornithopter. In: Old Machine Press. 5. November 2017, abgerufen am 15. Januar 2024 (englisch).
- William Pearce: Riout 102T Alérion Ornithopter. In: Old Machine Press. 20. November 2017, abgerufen am 13. Januar 2024 (englisch).
- AirHistory.net – Riout 102T Alérion aircraft photos. In: www.airhistory.net. Abgerufen am 13. Januar 2024.
- Frank Herbert’s Inspiration? The Riout 102T Alérion Ornithopter. In: Ed Nash’s Military Matters. 19. April 1922, abgerufen am 13. Januar 2024 (englisch).