Rondo (Graz)
Das Rondo/Marienmühle ist ein 2007 fertiggestelltes Gebäude in Graz, in dem neben Wohn-, Büro- und Geschäftsräumen auch Ateliers für Künstler untergebracht sind. Architekt war Markus Pernthaler. Das siebenstöckige Bauwerk bietet 7.500 Quadratmeter Wohnfläche und 5.000 Quadratmeter Arbeitsraum. Der Name Rondo leitet sich aus der halbrunden Form des Gebäudes ab. Die Ateliers im Rondo werden vom Land Steiermark und der Stadt Graz finanziert und stehen den Künstlern mietfrei zu Verfügung. Neben Kunst und Design sind besonders moderne Technologien für das Bauwerk von Bedeutung, wie z. B. seine innovative Energielösung und die High-Tech-Tiefgarage. Das Gebäude befindet sich im Bezirk Lend in der Nähe des Hauptbahnhofs.


Geschichte
Graz wird, wie viele andere Städte auch, in ein linkes und in ein rechtes Flussufer unterteilt. Die Bewohner der beiden Stadthälften unterscheiden sich historisch durch ihre soziale und politische Ausrichtung. Westlich der Mur waren traditionell Handwerker, Arbeiter und sozial benachteiligte Personengruppen zu Hause. Auch der Marienplatz, an dem das Rondo gebaut wurde, liegt hier.
Bis zum Jahr 2005 befand sich an diesem Standort die Marienmühle. Sie wurde Ende der 1980er-Jahre geschlossen und stand danach lange leer. Ein Ziel des Projekts Rondo/Marienmühle von Markus Pernthaler ist es, das rechte Murufer aufzuwerten. Diese sozioökonomische Strukturwandel wird Gentrifizierung genannt und ist im Grazer Bezirk Lend seit etwa Mitte der 2000er-Jahre verstärkt zu beobachten.
Architektur
Die Front des Baues bildete eine gekrümmte, durchscheinende Membran aus Polycarbonatstegplatten. Der Bogen des Hauses ist in drei Bauteile gegliedert: A, B und C. Diese streifen die Hans-Resel-Gasse, den Marienplatz und die Mühlgasse. Es gibt 66 Wohnungen ab ca. 90 Quadratmetern. Diese setzen sich aus drei Kategorien zusammen: Penthäuser, Maisonetten und Standard-Wohnungen. Zudem gibt es im Haus 10 Büro- und Geschäftseinheiten zwischen 200 und 800 Quadratmetern. Sie befinden sich vor allem im Erdgeschoss sowie im mittleren Bauteil.
Zur Straße hin wirkt die violette Fassade geschlossen und grenzt das Haus von seiner Umgebung ab. Große Teile dieser Fassade hielten einem Sturm am 27. Jänner 2008 nicht stand, wurden aus der Verankerung gerissen und stürzten auf die Straße[1]. Das Gebäude soll ästhetisch und funktionell zugleich sein. Der Bau umschließt eine alte Parkanlage, die vom Mühlgang durchflossen wird. In dieser Parkanlage befindet sich ein Pavillon des Grazer Architekten Herbert Eichholzer, der 1943 von den Nazis hingerichtet wurde und als Symbol des Widerstandes gegen das NS-Regime gilt. Diese Grünfläche soll zur Erholung der Bewohner des Hauses dienen.
Ateliers
Im vierten Stock des Rondos sind die Künstler untergebracht. Hier befinden sich acht Arbeitsateliers, die jährlich vergeben werden, und vier Wohnateliers, die halbjährlich vergeben werden. Die Ateliers sind für Künstler und Theoretiker vorgesehen und werden mittels einer Ausschreibung von der Instyria Kultur Service Gesellschaft vergeben und betreut. Mit ihnen soll vor allem der künstlerische Austausch zwischen verschiedensten Künstlern und Kunstdisziplinen gefördert werden. Die Ateliers sind mietfrei und werden von Stadt und Land finanziert, die Künstler müssen lediglich die Betriebskosten selbst tragen.
Künstler
Arbeitsateliers 2007/08
- Daphna Weinstein
- Clemens Hollerer
- Valentin Ruhry
- Barbara Caspar
- Ulrich Reiterer/Tobias Kestel (White Elephant)
- Karin Lernbeiß/Verena Michelitsch
- Eva Helene Stern
- Verein elevate
Wohnateliers 2007/08
- Andy Boot, Australien
- Maria Amanda Rivas, Nicaragua
- Micaela de Vivero, Ecuador
- Sean Kennedy, Deutschland
- Gregory Maass & Nayoungim, Deutschland & Südkorea
- Olia Mishchenko, Kanada
- Sheila und Nicolas Pye, Kanada
Arbeitsateliers 2009
- Antonia Barboric
- Stefanie Hödlmoser
- Maiö
- Medan Stanislaus
- Ulrich Reiterer/Tobias Kestel/Florian Puschmann
- Kornelia Spari
- Ángela Tröndle
- Sylvia Winkelmayer
- Jorge González Velázquez
Wohnateliers 2009
- Frank Altmann, Deutschland
- Marc-Alexandre Dumoulin, Kanada
- Aimee Fairman, Australien
- Stephanie Hotz, Deutschland
- Iris Hutegger, Schweiz
- Sandra Krizic, Kroatien
- Admiral Mahic, Bosnien-Herzegowina
- Jonas Olšauskas, Litauen
- Tilman, Deutschland
Arbeitsateliers 2010
- Siegmar Brecher
- Kate Howlett-Jones
- Fernanda Reis/ Martin Kern/ Georg Kettele (KMKG Studio)
- Martin Mathy und Steffen Strassnig
- Maryam Mohammadi
- Christine clara Oppel
- Peter Venus
- Gerriet K. Sharma
Wohnateliers 2010
- Khaled Al-Boushi, Syrien
- Pierre Andrieux, Frankreich
- Nayari Castillo, Deutschland
- Lena Chamamyan, Syrien
- Jae Yeon Chung, Südkorea
- Aldo Giannotti und Pablo Chiereghin, Österreich
- Mark Medrano und Lindsey Alford, Kanada
- Kim Jeimin, Südkorea
- Nicolela Kika, Brasilien
- Heera Kim, Deutschland
- Mariana Lourdes Masvidal, Kuba
- Aneli Munteanu, Rumänien
- Lamis Al Mohamad, Syrien
- Nika Oblak und Primoz Novak, Slowenien
- Barak Reiser, Deutschland
- Masaki Umetsu, Japan
- Mar Vicente, Spanien
- Onishi Yasuaki, Japan
Arbeitsateliers 2011
- Albert Erjavec, Matthias Gumhalter, Christian Reschreiter, Jan Ries
- Kate Howlett-Jones, Maryam Mohamadi
- Matthias Kronlachner
- Katja Cruz
- Crystal O'Brien-Kupfner
- David Pirrò
- Tuuli Sunden-Uusimäki/ Fernanda Reis (KMKG Studio)
- Evalie Wagner
Wohnateliers 2011
- Juliana Atuesta, Kolumbien
- Luc Döbereiner, Deutschland
- Juan Duque, Kolumbien/Belgien
- Yuki Higashino, Japan
- Astrid Korntheuer, Deutschland
- Azusa Kunom Japan/Deutschland
- Dragos Olea, Rumänien
- Ivana Ožetski, Kroatien
- Mark Rumsey, USA
- Jakraphun Thanateeranon, Thailand
- Eunsun Lee, Südkorea
- Karen Tam, Kanada
- Meri-Pauliina Sundén, Finnland
- Andrea Posada, Kolumbien
Arbeitsateliers 2012
- Joanna Wozny
- WG3
- Angelika Loderer
- Christina Scheutz
- chai'era
- Katharina Bianca Sieghartsleitner
- Marian Weger
Wohnateliers 2012
- Ilja Karilampi, Schweden
- Lidija Dimkovska, Mazedonien
- Myung-Seop Hong, Südkorea
- Neringa Naujokaite, Deutschland
- Hanns Holger Rutz, Deutschland
- Flora Könemann, Deutschland
- Thomas Hesse, Deutschland
- Dorota Walentynowicz, Polen
- Pedro Martins Beja, Deutschland
- Ana Cristina Pecar, Slowenien
- Elena Pascalau, Rumänien
- Gabriella Ciancimino, Italien
- Milijana Istijanović, Montenegro
- Mohsin Shafi, Pakistan
- Nicky Coutts, Großbritannien
- Abeer Hariri, Syrien
- Abdelaziz Zerrou, Marokko
- Alexandros Efstathiadis, Griechenland
- Lars Andersson-Schaar, Schweden
- Selman Trtovac, Serbien
- Humberto Duquem, Mexiko
Ateliers 2013
- Ulla Sladek (blyf)
- Fernanda Reis (united everything)
- Peter Venus
- Sandra Derler
- Luca Diffuse
- Mar Vicente
Ateliers 2014
- Verena Lepuschitz
- Fernanda Reis (united everything)
- Andre Kratzer
- Stefanie Hödlmoser
- Ada Kobusiewicz
- Tamara Friebel
- Maria Zottler[2]
Weblinks
Einzelnachweise
- sanandreasjo: "Rondo"-Unfall Graz 27.01.2008 In: YouTube, abgerufen am 20 Jan. 2024
- Rondo: Happy Endings In: Gate.news, 25. Jun. 2014, 01. Jan. 2024
Literatur
- Marina Koch: "Wohnbaumaschine Bumerang": Das "Rondo". Ein avantgardistischer Bau und seine Spuren im Stadtteil Graz/Lend. Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz. Graz 2010.