UNO-Flüchtlingshilfe
Die UNO-Flüchtlingshilfe e. V. ist ein deutscher Verein mit Sitz in Bonn. Sie ist der deutsche Partner des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen UNHCR. Seit 1980 engagiert sich die UNO-Flüchtlingshilfe als gemeinnütziger Verein für Menschen auf der Flucht weltweit und unterstützt Flüchtlingsprojekte weltweit.[1]
UNO-Flüchtlingshilfe | |
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Rechtsform | gemeinnütziger eingetragener Verein |
Gründung | 1980 in Bonn |
Sitz | Bonn |
Vorsitz | Ricarda Brandts |
Geschäftsführung | Peter Ruhenstroth-Bauer (Nationaler Direktor), Sascha Eskandari (Kaufmännische Geschäftsführung) |
Umsatz | 103.590 Euro (2022) |
Beschäftigte | 79 (2023) |
Freiwillige | 10 (2020) |
Mitglieder | 109 (2021) |
Website | www.uno-fluechtlingshilfe.de |
Geschichte
Die Nichtregierungsorganisation wurde als Verein Deutsche Stiftung für UNO-Flüchtlingshilfe 1980 in Bonn gegründet, nachdem in einer ARD-Reportage erschütternde Aufnahmen aus einem Flüchtlingslager in Somalia gezeigt und zu Spenden an den UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees) aufgerufen worden war. Zuvor hatte der damalige UNHCR-Vertreter in Deutschland, Yefime Zarjevski, in einem TV-Interview auf die dringliche Lage in Somalia aufmerksam gemacht. In nur wenigen Tagen kamen deswegen mehr als 1,2 Millionen Mark an Spenden zusammen. Da der UNHCR als internationale Organisation in Deutschland keine steuerbegünstigten Spenden entgegennehmen konnte, wurde die als gemeinnützig anerkannte Deutsche Stiftung für UNO-Flüchtlingshilfe gegründet.[2]
Mit zunehmenden Finanzmitteln wurde eine Geschäftsstelle mit hauptamtlichen Mitarbeitern eingerichtet. 2004 wurde die Deutsche Stiftung für UNO-Flüchtlingshilfe in UNO-Flüchtlingshilfe e.V. umbenannt. Daneben wurde ebenfalls 2004 die UNO-Flüchtlingshilfe-Stiftung gegründet, um die Arbeit der NGO zur Unterstützung der Flüchtlinge langfristig zu sichern. Diese Förderstiftung unterstützt ausschließlich Projekte des Vereins.[3]
Ziele
Ziel der NGO ist es, das Leben von Flüchtlingen zu schützen und dazu beizutragen, dass Flüchtlinge ein menschenwürdiges Leben führen und ihr Schicksal wieder in die eigene Hand nehmen können.[4] Drei zentrale Aufgaben werden von der UNO-Flüchtlingshilfe umgesetzt:
(1) Die Mobilisierung der Zivilgesellschaft für die finanzielle Unterstützung der weltweiten, lebensrettenden Einsätze des UNHCR.
(2) Die Förderung von Projekten für Flüchtlinge in Deutschland.
(3) Informationsarbeit zu Flucht, Fluchtursachen und -schicksale sowie zahrleiche Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit, etwa die Mobilisierung von Schulen, die zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung der Zivilgesellschaft beitragen.
Aufgabe und Arbeitsweise
Als deutscher Partner des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) steht der Flüchtlingsschutz im Zentrum der Arbeit der UNO-Flüchtlingshilfe. Internationaler Flüchtlingsschutz wird durch die finanzielle Unterstützung des UNHCR gefördert. Im nationalen Flüchtlingsschutz ist die Projektförderung ein entscheidendes Mittel. Hier liegt der Fokus auf der Beratung und Betreuung für Geflüchtete, etwa in den Bereichen Rechts- und Asylverfahren oder der psychosozialen Therapie für traumatisierte Flüchtlinge. Bildungs- und Gesundheitsprojekte sind weitere Arbeitsschwerpunkte der geförderten Projekte.
Besonders Schutzbedürftige, wie Frauen, Kinder, Ältere und Menschen mit Behinderung sind am schwersten von Flucht und Vertreibung betroffen, deshalb werden Projekte für diesen Personenkreis sowie Projekte in strukturschwachen Gebieten bevorzugt gefördert.
Traditionell übernimmt der Bundestagspräsident die Schirmherrschaft für den Verein. Seit Oktober 2021 ist Bundestagspräsidentin Bärbel Bas Schirmfrau der UNO-Flüchtlingshilfe.[5]
Bilanz 2022
2022 hat die UNO-Flüchtlingshilfe 80,7 Millionen Euro für die Flüchtlingsprogramme des UNHCR bereitgestellt. Der größte Anteil der Projektförderung wird für die UNHCR-Nothilfe verwendet. Daneben unterstützt die UNO-Flüchtlingshilfe Bildungsprogramme, um Flüchtlingen – vor allem Frauen, Kindern und Jugendlichen – Perspektiven für ein selbstbestimmtes Leben zu geben.
Deutsche Projekte konnten 2022 durch die UNO-Flüchtlingshilfe mit 3,7 Millionen Euro unterstützt werden.[6]
Erfolge und Aktionen
Seit 2010 haben sich die Spendeneinnahmen des Vereins verzehnfacht. So waren es 2010 noch 4,3 Millionen Euro und 2020 schon 41,5 Millionen Euro an Einnahmen (ohne sonst. betr. Einnahmen).[7]
Die UNO-Flüchtlingshilfe wurde der internationale deutsche PR-Preis im Bereich „Events“ für den „Benefizmarathon für saharauische Flüchtlinge“ verliehen.[8] Vier Jahre hintereinander fand der Sahara-Benefizmarathon mit Beteiligung der UNO-Flüchtlingshilfe statt. Rund 100 Läufer besuchten Hilfsprojekte für die Sahraui und lebten gemeinsam mit den Flüchtlingsfamilien in deren Zelten.
Ihr 40-jähriges Bestehen feierte die UNO-Flüchtlingshilfe 2020 unter dem Motto "Leben retten, Kunst gewinnen" mit einer Kunstlotterie, an der sich u.a. Künstler wie Stephan Balkenhol, Norbert Bisky,Viola Bittl, Monica Bonvicini, Olafur Eliasson, Douglas Gordon, Katharina Grosse, Anselm Kiefer, Markus Lüpertz, Trevor Paglen und Julius von Bismarck beteiligten.[9] 2021 wurde die UNO-Flüchtlingshilfe dafür mit dem 2. Platz des deutschen Fundraising-Preises 2021 im Bereich „Kampagne“ ausgezeichnet.[10]
Kampagnen und Ausstellungen
Um das Bewusstsein in Bezug auf das Flüchtlingsthema innerhalb der Gesellschaft zu stärken hat die UNO-Flüchtlingshilfe zahlreiche Kampagnen ins Leben gerufen und sich an UNHCR Kampagnen beteiligt. Unter dem Hashtag „withrefugees“ wird auf den sozialen Medien Aufmerksamkeit, Anteilnahme, sowie Verständnis für Flüchtlinge erzeugt.
Mit Ausstellungen versucht die UNO-Flüchtlingshilfe immer wieder erfolgreich für das Thema Flucht zu sensibilisieren. So im Jahr 2000 mit einer Karikaturenausstellung zum Thema Flucht von Karikaturist Thomas Plaßmann. Weitere Ausstellungen folgten 2003/2004 mit Schwarz-Weiß-Fotografien des brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado in der Bundeskunsthalle Bonn sowie 2007 die Ausstellung „stille Flucht“ vom Kölner Fotografen Boris Becker.[11]
Jeden Winter kreiert die UNO-Flüchtlingshilfe eine eigene themenorientierte Kampagne, die aktuelle Krisen zum Thema Flucht in den Vordergrund stellt. So wurde 2021 auf das Thema „Kinder auf der Flucht“ aufmerksam gemacht. In den Jahren 2022 und 2023 stand die Situation von und Winterhilfe für Geflüchtete in der Ukraine, Afghanistan und Syrien im Mittelpunkt.
Transparenz
Jedes Jahr veröffentlicht die UNO-Flüchtlingshilfe einen ausführlichen Jahresbericht, der die aktuellen Gesamteinnahmen sowie Spendengelder Aufteilung offenlegt.[12] Seit 2003 wird der UNO-Flüchtlingshilfe das DZI-Spendensiegel zuerkannt.[13] Sie trägt seit 2022 außerdem das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrat, das belegt, dass die UNO-Flüchtlingshilfe mit den ihr anvertrauten Geldern verantwortungsvoll umgeht und alle Strukturen, Tätigkeiten, Projekte und Finanzen offenlegt.[14]
Schirmherrschaft
Traditionell übernimmt der Bundestagspräsident die Schirmherrschaft für den Verein. Seit Oktober 2021 ist Bundestagspräsidentin Bärbel Bas Schirmherrin der UNO-Flüchtlingshilfe. Von 2017 bis 2021 war es Wolfgang Schäuble.[15]
Verein
Der ehrenamtliche Vorstand der UNO-Flüchtlingshilfe wird von der Mitglieder*innenversammlung gewählt. Seit 2022 ist Ricarda Brandts Vorstandsvorsitzende. Stellvertretende Vorsitzende sind ebenfalls seit 2022 Günther Burkhardt und seit 2018 Rita Kühn, Geschäftsführerin von Profamilia NRW. Dem Aufsichtsrat gehören Wolfgang Grenz, Tim Moritz Hector, Dietrich Suhlrie, Berivan Aymaz, Bernhard von Grünberg und Ioanna Zacharaki an. Als Nationaler Direktor und hauptamtlicher Geschäftsführer ist Peter Ruhenstroth-Bauer tätig.[16]
Unterstützer
Mit ihren musikalischen Botschaftern, den Berliner Philharmonikern mit ihrem Chefdirigenten Kirill Petrenko [17] und zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützern, wie Valerie Niehaus, Andrea Sawatzki, Khadra Sufi, Norbert Bisky, Burghardt Klaussner, Adnan Maral sowie vielen weiteren Unterstützern bei Einzelaktionen, wie Janina Fautz, Felix Lobrecht und Oliver Rohrbeck oder Dave Davis, können immer wieder neue Spenderinnen und Spender sowie Interessierte gewonnen werden.[18]
Einzelnachweise
- Die UNO-Flüchtlingshilfe auf einen Blick. In: uno-fluechtlingshilfe.de. Abgerufen am 24. November 2019.
- U. N. O. Flüchtlingshilfe: Zeitstrahl - Meilensteine der UNO-Flüchtlingshilfe. Abgerufen am 9. Februar 2022 (deutsch).
- Hilfe, die bleibt. In: uno-fluechtlingshilfe.de. Abgerufen am 6. Juli 2022. Abschnitt „Stiftung und Verein – gemeinsam für Flüchtlinge“.
- Die UNO-Flüchtlingshilfe - der deutsche Partner des UNHCR. In: uno-fluechtlingshilfe.de. Abgerufen am 24. November 2019.
- U. N. O. Flüchtlingshilfe: Struktur & Organisation: UNO-Flüchtlingshilfe e. V. Abgerufen am 2. November 2023 (deutsch).
- U. N. O. Flüchtlingshilfe: Jahresbericht 2022. Abgerufen am 2. November 2023 (deutsch).
- U. N. O. Flüchtlingshilfe: Jahresbericht 2022. Abgerufen am 2. November 2023 (deutsch).
- UNO-Flüchtlingshilfe gewinnt höchsten deutschen PR-PreisSaharalauf gegen das Vergessen. 7. Oktober 2009, abgerufen am 2. November 2023.
- U. N. O. Flüchtlingshilfe: Kunstlotterie. Abgerufen am 2. November 2023 (deutsch).
- Katharina Nassat: Lockvögel überraschen Preisträger*innen des Deutschen Fundraising Preises im Livestream. In: Deutscher Fundraising Verband. 19. November 2021, abgerufen am 2. November 2023 (deutsch).
- U. N. O. Flüchtlingshilfe: Zeitstrahl - Meilensteine der UNO-Flüchtlingshilfe. Abgerufen am 9. Februar 2022 (deutsch).
- U. N. O. Flüchtlingshilfe: Jahresbericht 2022. Abgerufen am 2. November 2023 (deutsch).
- Liste aller Spenden-Siegel-Organisationen (A-Z). In: DZI. Abgerufen am 2. November 2023 (deutsch).
- UNO-Flüchtlingshilfe e.V. Abgerufen am 2. November 2023 (deutsch).
- U. N. O. Flüchtlingshilfe: Schirmherr der UNO-Flüchtlingshilfe. Abgerufen am 9. Februar 2022 (deutsch).
- U. N. O. Flüchtlingshilfe: Gremien und Geschäftsführung. Abgerufen am 9. Februar 2022 (deutsch).
- U. N. O. Flüchtlingshilfe: Berliner Philharmoniker. Abgerufen am 2. November 2023 (deutsch).
- U. N. O. Flüchtlingshilfe: Prominente Unterstützer. Abgerufen am 2. November 2023 (deutsch).