Vinylboden

Vinylboden ist ein Bodenbelag aus Polyvinylchlorid (PVC).

Geschichte

Vinylboden ist die moderne Variante des klassischen PVC-Bodens. PVC-Böden wurden ab den 60er-Jahren verbreitet eingesetzt in Wohnungen, Treppenhäusern, Büros und in Industrie- und Verwaltungsgebäuden. Sie waren preiswert, pflegeleicht, unempfindlich gegen Wasser und Schmutz und durch feucht Wischen leicht sauberzuhalten. In Verruf kamen PVC-Böden durch gesundheitsschädliche Ausdünstung der damals im Weich-PVC enthaltenen Weichmacher.[1] PVC ist zudem entflammbar. Dabei entstehen giftige Gase wie Chlorwasserstoff, Dioxine und auch Aromate.[2]

Mit der Initiative „Vinyl 2010“[3] und „Vinyl Plus“ (bis 2020)[4] leitete die Industrie eine Verbesserung ein. Insbesondere die Schadstofffreiheit und das Recycling sind wichtige Ziele. Seit 2015 sind in der EU das in Verkehr bringen und der Gebrauch von Phthalat als Weichmacher verboten.[5][6]

Als Ersatz für Phthalat wird heute Mesamoll als Weichmacher verwendet.

Eigenschaften

Vinylboden ist hygienisch und pflegeleicht. Der Boden ist fußwarm. Er ist unempfindlich gegen Feuchtigkeit. Er wirkt sich aber eher negativ auf das Raumklima aus, da PVC weder Feuchtigkeit aufnimmt noch abgeben kann und deshalb keine Feuchtigkeitsregulierende Wirkung hat. Massiv-Vinyl eignet sich auch für Feuchträume, für Krankenhäuser und Kindergärten. Unempfindlichkeit gegen Säuren und Laugen macht Voll-Vinyl geeignet für Industriegebäude und Labore.

Vinyl gibt es in beliebigen Dekoren und Farben. Durch Strukturierung der Oberfläche wird eine besondere „Griffigkeit“ erreicht (Haptik). Durch die Verbindung von Optik und Oberflächenstruktur können auch Stein- oder Holzdekore naturgetreu nachgebildet werden, wobei bei Stein-Nachbildung die fehlende kühle Haptik des Steines verwirrend wirkt.

Die Geräuschentwicklung im Zimmer (Raumschall) und in angrenzenden Zimmern (Trittschall) ist geringer als bei Laminatböden. Die bei Schwimmend-Verlegung erforderliche Trittschall-Folie verstärkt diesen Vorteil zusätzlich.

Die Empfindlichkeit in Bezug auf Kratzer ist größer als bei Laminat. Schon kleine Steinchen unter Schuhen oder harte Stuhlrollen können Kratzer erzeugen. Hingegen zerbricht Geschirr deutlich weniger als auf Laminat-, Holz- oder Steinböden.

Ausführung

Massiv-Vinyl

Massiv-Vinyl oder Voll-Vinyl gibt es als Rollenware oder in handlich geformten Belagsstücken. Es besteht aus einer oder mehreren PVC-Schichten. Die Stärke des Materialaufbaus liegt meist zwischen zwei und vier Millimetern. Die Rollenware gibt es in den Standardbreiten zwei, drei und vier Meter. Sie wird meist schwimmend verlegt, in Gewerbe- und Industriegebäuden jedoch oft verklebt, damit sie stabil liegen bleibt. Die modularen Beläge sind in ihren Formaten entweder an Fliesen- oder Parkettböden angelehnt. Sie lassen sich entweder am Untergrund verkleben, lose verlegen oder sind mit einem Klicksystem ausgestattet, das – wie bei Laminat – eine schwimmende, klebstofffreie Verlegung ermöglicht. Schwimmend verlegte Vinylböden erfordern aus akustischen Gründen eine Trittschallschutz-Folie als Unterlage, die manchmal bereits als Rückenschicht integriert ist.

Vinyl auf HDF

Vinyl auf HDF sind ca. zehn Millimeter hohe Belagsstücke, die aus mehreren PVC-Schichten und einer tragenden HDF-Schicht bestehen. Die handlichen Fliesen oder Planken werden schwimmend verlegt, also ohne eine Verklebung am Untergrund. HDF-Vinyl erfordert eine Trittschallschutz-Folie als Unterlage, die manchmal bereits als Rückenschicht integriert ist. Auf Grund ihres hohen Holzanteils sind die Bodenbeläge – ohne zusätzliche Vorkehrungen – nicht wasserfest.

Rigid-Vinyl

Weil Massiv-Vinyl auf Grund seines hohen PVC-Anteils temperaturempfindlich ist und sich bei Wärme stark ausdehnen kann, hat die Industrie – neben HDF-Vinyl – weitere mehrschichtige Vinyl-Böden entwickelt, die eine höhere Dimensionsstabilität aufweisen. Verfügen diese über eine Trägerschicht aus einem starren Material, werden sie von Herstellern und Händlern als „Rigid-Vinyl“ bezeichnet. Solche starren Materialien können beispielsweise Verbundstoffe aus Kunststoff und mineralischen Gemischen sein. Im Unterschied zu HDF bringen sie den Vorteil der Wasserfestigkeit mit sich. Die Verlegung erfolgt in der Regel schwimmend. Rigid-Vinyl erfordert eine Trittschallschutz-Folie als Unterlage, die manchmal bereits als Rückenschicht integriert ist.

Produktbezeichnungen

Die Hersteller verwenden in der Werbung verschiedene Bezeichnungen für ihre Produkte, beispielsweise „phthalatfrei“, „schadstofffrei“ oder „schadstoffgeprüft“ oder gar „PVC-frei“.

Vinylboden ist nicht zu verwechseln mit Linoleum, das aus Leinöl und Naturharzen sowie Kork- oder Holzmehl, Kalksteinpulver und anderen Bestandteilen und einem Jutegewebe als Trägerschicht gefertigt wird.

Einzelnachweise

  1. Institut f. Arbeitsmedizin: Phthalate sind gesundheitsschädlich (Memento des Originals vom 31. August 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arbeitsmedizin.uni-erlangen.de
  2. Salzsäure als Verbrennungsprodukt von PVC
  3. Vinyl 2010 - die Nachhaltigkeitsinitiative der europäischen PVC-Industrie
  4. Vinyl-Plus - Fortschrittsbericht 2014, vinylplus.eu
  5. EU-Verbot der Phthalate DEHP, BBP, DBP, und DIBP seit 26. Januar 2015
  6. EU-Verbot allgemeinverständlich
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