Volkskanzler

Der Begriff Volkskanzler war eine Bezeichnung für Adolf Hitler, des Reichskanzlers des III. Reichs im nationalsozialistischen Deutschland.

Genese

Der Begriff entstand in nationalsozialistischen Kreisen der 1930er-Jahre als politischer Kampfbegriff. Im Duden des Jahres 1941 war unter „Volkskanzler“ zu lesen: Bezeichnung für Hitler zum Ausdruck der Verbundenheit zwischen Volk und Führer.

Verwendung während der NS-Zeit

Der Volkskanzler (Hitler-Biographie)

Die NS-Propaganda benutzte diese Bezeichnung hauptsächlich anlässlich der Machtergreifung im Jahr 1933 und stets im Zusammenhang mit Adolf Hitler, wo er auf Plakaten, im Völkischen Beobachter, dem Zentralorgan der Nationalsozialisten, aber auch in den Reden des Propagandaministers Joseph Goebbels Verwendung fand.[1]

Nach der Übernahme der Macht durch Hitler wurde dieser Begriff durch die Bezeichnung „Führer und Reichskanzler“ verdrängt, was 1934 im Gesetz über das „Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches“ zur offiziellen Amtsbezeichnung wurde. Ab 1939 wies man die Presse an, Hitler nur noch als Führer zu bezeichnen.

Verwendung in der Zweiten Republik

Auch in der Zweiten Republik wurden Politiker als Volkskanzler bezeichnet, beispielsweise Bruno Kreisky[2], oder nannten sich selbst als solcher, wie Alfred Gusenbauer[3][4] oder Herbert Kickl[1][5].[6]

Ein Volkskanzler, 2019

Maximilian Steinbeis, Jurist und Schriftsteller, veröffentlichte im September 2019 einen Essay mit dem Titel „Ein Volkskanzler“. Darin zeigte er auf, wie das politische System der Bundesrepublik Deutschland beziehungsweise der Länder durch eine autoritäre, populistische Politik gefährdet werden kann.[7] In der Folge wurde sein Text von mehreren Theatern für die Bühne aufbereitet.

Literatur

  • Eilhard Erich Pauls: Ein Jahr Volkskanzler, Verlag Schloeßmann, Leipzig 1934
  • Hans Christoph Kaergel: Der Volkskanzler. Leben und Werden Adolf Hitlers von der Jugend bis zum Führer des Volkes. Für Jugend und Volk, Biografie, Verlag Julius Beltz, Berlin-Leipzig 1938
  • Maximilian Steinbeis: Ein Volkskanzler, September 20219 Essay. Auch als Theaterstück ausgearbeitet.

Quellen

  • Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus, De Gruyter, 2010, Seite 666ff

Einzelnachweise

  1. Markus Sulzbacher: Die Geschichte des Begriffs "Volkskanzler": Von Hitler bis Kickl. In: derstandard.at. 30. November 2023, abgerufen am 14. Januar 2024.
  2. Bernd Marin: Klassekanzler Kreisky. In: derstandard.at. 17. Januar 2011, abgerufen am 14. Januar 2024.
  3. Redaktion: Porträt: Zum Volkskanzler schaffte es Gusenbauer nie. In: derstandard.at. 8. Juli 2008, abgerufen am 14. Januar 2024.
  4. Robert Kriechbaumer: "Es reicht!": Die Regierung Gusenbauer-Molterer. Österreich 2007/2008. In: Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für Politisch-Historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg. 1. Auflage. Band 55. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar 2016, ISBN 978-3-205-20252-3, S. 358.
  5. Bundesrat billigt Zweier-Vorstand und neue Aufgaben für Nationalfonds (PK1370/07.12.2023). "Parlamentskorrespondenz Nr. 1370 vom 07.12.2023". In: Parlament Österreich. Abgerufen am 14. Januar 2024.
  6. David Wineroither: Kanzlermacht - Machtkanzler? die Regierung Schüssel im historischen und internationalen Vergleich. Gesamttitel: Politikwissenschaft 165. LIT, Wien / Berlin / Münster 2009, ISBN 978-3-643-50051-9, S. 266.
  7. Maximilian Steinbeis: Ein Volkskanzler. In: Verfassungsblog. 9. September 2019, abgerufen am 18. Januar 2024.
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