Li Yundi
Li Yundi (chinesisch 李云迪, Pinyin Lǐ Yúndí, IPA: [lì jy̌nd̥ǐ]) (* 7. Oktober 1982 in Chongqing, Volksrepublik China) ,auch unter dem Mononym Yundi (stilisiert als YUNDI) bekannt, ist ein herausragender chinesischerPianist. Er erlangte Bekanntheit, indem er im Alter von achtzehn Jahren als jüngster Pianist den ersten Platz beim Internationaler Chopin-Wettbewerb im Jahr 2000 errang.[1] Im Jahr 2015 übernahm er zudem die Rolle des bisher jüngsten Jurors dieses renommierten Wettbewerbs.[2]
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Leben
Li Yundi, Sohn von Li Chuan und Zhang Xiaolu, die bei der Sichuan Chongqing Steel and Iron Company arbeiteten[3], zeigte schon in seiner Kindheit ein starkes Interesse an Musik. Mit drei Jahren begann er, Akkordeon zu spielen, und gewann bereits mit vier Jahren den Chongqing Kinder-Akkordeonwettbewerb. Li Yundi begann erst im Alter von sieben Jahren mit dem Klavierspiel. Bereits nach zwei Jahren wechselte er zu Dan Zhaoyi, einem der berühmtesten Klavierlehrer Chinas, bei dem Li Yundi neun Jahre lang lernte. Seit 1994 studierte er an der Shenzhen Arts School, bis er 2000 den Internationalen Chopin-Wettbewerb gewann. Anschließend studierte er von 2001 bis 2006 bei Arie Vardi an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover, Deutschland.
Karriere
Im Jahr 2001 wurde Yundi als erster chinesischer Pianist von der Deutschen Grammophon unter Vertrag genommen und veröffentlichte sein erstes Album "Yundi Li: Chopin" bei diesem Label. Die CD wurde zuerst in Japan veröffentlicht und mit Begeisterung aufgenommen.[4] Seine zweite Aufnahme von Liszt für Deutsche Grammophon, bei denen er bis November 2008 exklusiv aufnahm, wurde im August 2003 veröffentlicht und von der New York Times als "Beste CD des Jahres" ausgezeichnet. Seine dritte Aufnahme, bestehend aus Chopins vier Scherzi und drei Impromptus, erschien Ende 2004.
Yundis Debüt in den Vereinigten Staaten fand im Juni 2003 in der Carnegie Hall statt, als Teil der 150-Jahr-Feier von Steinway and Sons. Sein Konzertdebüt in den USA erfolgte im darauffolgenden Monat mit Chopins Klavierkonzert Nr. 1. Zudem wurde er bei einem speziellen Empfang im Haus des chinesischen Botschafters in den Vereinigten Staaten geehrt, wo er für verschiedene Beamte des US-Außenministeriums spielte. Yundi gab auch ein Klavierrezital im renommierten Musikverein in Wien, bei dem er Werke von Mozart, Scarlatti, Schumann und Liszt spielte. Im November 2006 erhielt er die Wohnsitzberechtigung in Hongkong im Rahmen des Quality Migrant Admission Scheme.
Yundi ist Gegenstand einer Dokumentation aus dem Jahr 2008 mit dem Titel "The Young Romantic: Yundi Li", die seine Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Seiji Ozawa und sein Debüt mit den Berliner Philharmonikern zeigt[5]. 2008 trat er auch als Künstler der Pennington Great Performers-Serie mit dem Baton Rouge Symphony Orchestra auf.
Im Januar 2010 unterzeichnete Yundi einen exklusiven Aufnahmevertrag mit EMI Classics mit Plänen, das Gesamtwerk für Soloklavier von Frédéric Chopin aufzunehmen. Im Mai 2012 unterzeichnete er offiziell bei der Universal Music Group und arbeitete erneut mit Deutsche Grammophon zusammen.[6] In 2013 veröffentlichte er ein neues Album[7], das drei Sonaten von Beethoven beinhaltet. Dieses Album erreichte Platin-Status[8].
Yundi gab ein Solokonzert in der Royal Festival Hall in London am 16. März 2010. 2015 kehrte er in die Carnegie Hall zurück und tourte mit dem National Youth Orchestra of the United States als Solist. Die Gruppe setzte ihre Tournee in sieben chinesischen Städten fort, die in Hongkong endete.
Im Mai 2017 nahm Yundi an der Eröffnungszeremonie des Yundi Art Museums teil, das sich im Chongqing Huangjueping Piano Museum befindet. Dieses Museum zeigt mehrere Klaviere aus verschiedenen Phasen seiner Karriere, einschließlich seines ersten Klaviers, sowie eine Sammlung seiner Auszeichnungen, Alben und Fotos und einen High-Tech-Erlebnispavillon.
Im August 2023 kündigte Yundi seine Tournee '2023 Australia Coming Back Tour: Yundi Li Plays Mozart Sonatas Project 1' an. Die Tournee fand statt und umfasste Konzerte in der Adelaide Town Hall am 28. Oktober 2023, im Queensland Performing Arts Centre am 1. November 2023 und in der Sydney Opera House am 4. November 2023. Seine Comeback-Tournee wurde als hervorragend und äußerst erfolgreich bewertet.[9]
Im Frühjahr 2024 wird Yundi auf eine Europa- und Welttournee gehen, bei der er sein sorgfältig zusammengestelltes Programm „MOZART sonatas project 1“ präsentiert. YUNDI wird drei der berühmten 18 Sonaten Mozarts sowie die Fantasie (K. 331, K. 310, K. 457, K. 475) spielen.[10]
Erfolge und Auszeichnungen
Wettbewerbe
Yundi wurde mit Spitzenauszeichnungen bei verschiedenen Wettbewerben geehrt.
Yundi gewann im Jahr 1998 den internationalen Missouri Southern Klavierwettbewerb (Junior Division), sowie ein Jahr später den dritten Platz beim internationalen Franz-Liszt-Klavierwettbewerb in Utrecht. Im gleichen Jahr gewann er auch den internationalen chinesischen Klavierwettbewerb. 1999 war er Gewinner der Goldmedaille beim internationalen Gina Bachauer Young Artists Klavierwettbewerb.
Im Oktober 2000 nahm Yundi auf Drängen des chinesischen Kultusministeriums am 14. Internationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau teil. Nach zwei Wettbewerben 1990 und 1995, bei denen kein erster Preis vergeben wurde, war er seit 15 Jahren der erste Gewinner des ersten Preises. Außerdem war er mit 18 Jahren der jüngste Preisträger und der erste chinesische Pianist, der diesen bedeutenden Preis gewann. Yundi wurde auch der "Polonaise Award" der Chopin-Gesellschaft für sein Klavierspiel bei diesem Wettbewerb verliehen.[11]
Auszeichnungen und Ehrungen
Im Jahr 2003, seine Veröffentlichung Album "Liszt" erhielt den deutschen Echo Klassik Solistische Einspielung des Jahres, den niederländischen Edison Award sowie den chinesischen Gold Record Award. Zudem wurde sie von der New York Times als "Jahresempfehlung" ausgezeichnet.[12][13]
Im Jahr 2005 wurde Yundi als "Bester neuer klassischer Künstler" bei den ersten jährlichen XM Nation Music Awards von XM Satellite Radio ausgezeichnet.[14]
Im Jahr 2006 wurde Yundi als Preisträger des NORD/LB Artist Award.[15]
Im Mai 2010 erhielt Yundi vom polnischen Ministerium für Kultur und nationales Erbe die Silbermedaille Gloria-Artis-Medaille für kulturelle Verdienste als Anerkennung für seinen Beitrag zur polnischen Kultur.[16]
2015, im Alter von 33 Jahren, fungierte Yundi als der jüngste Juror in der Geschichte des Internationalen Chopin-Klavierwettbewerbs, beim XVII. Wettbewerb.[17]
Im Oktober 2019 wurde Yundi von der polnischen Regierung mit der Goldmedaille Gloria-Artis-Medaille für kulturelle Verdienste ausgezeichnet.[18]
2022 wurde Yundi in den Ehrenrat des Summa Cum Laude Festival berufen.[19][20]
Kontroverse
Nach anonymen Hinweisen an das Amt für öffentliche Sicherheit wurde Yundi im Oktober 2021 von der Polizei des Bezirks Chaoyang (Peking) verhaftet. Sowohl die Renmin Ribao als auch der Mikroblog der Polizei Peking berichteten, dass er die Dienste einer Prostituierten in Anspruch genommen haben solle, was in China eine Straftat ist.[21]
Diskografie
Yundi Li war am Anfang seiner Karriere Exklusivkünstler der Deutschen Grammophon Gesellschaft. Um 2010 wechselte er zu EMI. 2012 kehrte er zur Deutschen Grammophon zurück[22]
- 2002: Chopin (Sonate h-Moll, Andante spianato & Grande Polonaise brillante, Etudes, Nocturnes, Fantaisie-Impromptu)
- 2003: Liszt (Sonate h-Moll, la Campanella etc.)
- 2004: Chopin (4 Scherzi, 3 Impromptus)
- 2005: Vienna Recital (Scarlatti, Mozart, Schumann, Liszt)
- 2005: DVD: Chopin Scherzi, Liszt Sonate h-Moll
- 2007: Liszt, Chopin: Klavierkonzerte No. 1
- 2008: Prokofieff: Klavierkonzert No. 2, Ravel: Klavierkonzert in G-Dur
- 2009: Yundi - The Young Romantic (Frédéric Chopin: Scherzo op.20, Scherzo op.31, Scherzo op.39, Scherzo op.54; Franz Liszt: Grandes Études de Paganini: La Campanella)
- 2010: Live in Beijing
- 2010: Frédéric Chopin, Sämtliche Nocturnes
- 2011: Yundi: the Red Piano (Xian Xinghai: The Yellow River Piano Concerto; Zhang Zao, Wang Jianzhong: 15 chinesische Volkslieder)
- 2012: Yundi: Beethoven Klaviersonaten (Appassionata, Mondscheinsonate, Pathétique)
- 2014: Yundi: Beethoven Klavierkonzert Nr.5 (Yundi, Berliner Philharmoniker, Daniel Harding) sowie Robert Schumann: Fantasie C-Dur op. 17
- 2015: Yundi: Chopin Preludes (24 Préludes, Op.28, Prélude No.25 in C Sharp Minor, Op.45, Prélude No.26 In A Flat Major, Op.Posth.)
- 2016: Yundi: Chopin Ballades, Berceuse, Mazurkas op. 17
Weblinks
- Tonträger von Li Yundi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Li Yundi im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Meldung des Zeitschrift grammophone:
- Künstlerseite | Deutsche Grammophon
- Yundi Official Website
Einzelnachweise
- Winner Of Chopin Competition 2000: YUNDI LI – FIRST TIME IN CALIFORNIA. 15. Juli 2001, abgerufen am 9. Januar 2024.
- Li Yundi joins Chopin jury. 3. Dezember 2014, abgerufen am 9. Januar 2024.
- Chan, Vivien Pik-Kwan. "Shenzhen pianist shows forte". South China Morning Post. Hong Kong =October 21, 2000. p. 1.
- Prize Winning Pianist Releases CD. China.org.cn, abgerufen am 15. Januar 2024.
- The Young Romantic - A Portrait of Yundi. In: prestoclassical. Abgerufen am 15. Januar 2024.
- Martin Cullingford: Pianist Yundi is back with Deutsche Grammophon. In: Gramophone. Abgerufen am 15. Januar 2024.
- BEETHOVEN Pathétique,Moonlight,Appassionata/ Yundi. In: Deutsche Grammophon. Abgerufen am 15. Januar 2024.
- Marc Haegeman: CD Review. In: Classical Net. Abgerufen am 15. Januar 2024.
- Chinese pianist Li Yundi made a successful comeback in Australia. In: Pizzicato & Remy Franck‘s Journal About Classical Music. 8. November 2023, abgerufen am 15. Januar 2014.
- YUNDI plays MOZART sonatas project 1. In: Congress Park Hanau. Abgerufen am 15. Januar 2024.
- http://www.china.org.cn/english/MATERIAL/24235.htm
- Echo Classic 2003. In: Polish Music Center. 26. Oktober 2003, abgerufen am 9. Januar 2024.
- Echo Klassik Preisträger. In: Echo Klassik. Abgerufen am 9. Januar 2024.
- XM Satellite Radio's First Annual XM Nation Music Awards. In: Jazz News. Abgerufen am 9. Januar 2024.
- Chinesischer Starpianist Yundi Li ist Preisträger des NORD/LB Artist Award 2006. In: Jazz News. 13. März 2006, abgerufen am 9. Januar 2024.
- Yundi Li - Bio. In: Chopin International Piano Competition 2015. 2016, abgerufen am 9. Januar 2024.
- Chinese Pianist Li Yundi to Join Jury Panel of International Chopin Piano Competition. In: yibada. Abgerufen am 9. Januar 2024.
- Li Yundi Awarded the Gloria Artis Medal. In: Culture.pl. 10. Oktober 2019, abgerufen am 19. Januar 2022.
- Honorary Board. Abgerufen am 9. Januar 2024.
- SCL Honorary Board 2022. Abgerufen am 9. Januar 2024.
- 中新网评“李云迪嫖娼被抓”:从钢琴家沦为阶下囚. In: news.sina.com.cn. 21. Oktober 2021, abgerufen am 25. Oktober 2021.
- https://www.gramophone.co.uk/classical-music-news/pianist-yundi-is-back-with-deutsche-grammophon