Gottfried Münzenberg
Gottfried Münzenberg (* 17. März 1940 in Nordhausen; † 2. Januar 2024) war ein deutscher Physiker und Hochschullehrer. Er hat wesentliche Anteile an der Synthetisierung der Elemente 107 Bohrium (Bh), 108 Hassium (Hs), 109 Meitnerium (Mt), 110 Darmstadtium (Ds), 111 Roentgenium (Rg) und 112 Copernicium (Cn) an der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) in Darmstadt.
Leben
Gottfried Münzenberg wuchs in einem protestantischen Pfarrhaus auf, seine Eltern waren Pfarrer Heinz Münzenberg und Helene. Seit seiner Jugend beschäftigen ihn die Wechselwirkungen zwischen Physik, Theologie und Philosophie.
Münzenberg legte 1960 sein Abitur am Ratsgymnasium in Wolfsburg ab.[1] Er studierte Physik an der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und schloss seine Studien 1971 mit der Promotion an der Justus-Liebig-Universität Gießen ab. 1976 trat er in die Abteilung Kernchemie an der GSI in Darmstadt ein, die von Peter Armbruster geleitet wurde. Er war maßgeblich beteiligt an der Konstruktion von SHIP, dem Separator of Heavy Ion Reaction Products. Gottfried Münzenberg war die treibende Kraft in der Entdeckung der kalten Schwerionenfusion und ihrer Anwendung auf die Synthese der schwersten Elemente. 1984 wurde er Leiter des neuen GSI-Projektes FRS, des Fragmentseparators. Diese Experimenteinrichtung öffnete neue Forschungsbereiche für die Wechselwirkung relativistischer Schwerionen mit Materie, Erzeugung und Abtrennung exotischer Ionenstrahlen zur Erforschung der Kernstruktur. Er leitete die Abteilung „Kernstruktur und Kernchemie“ an der GSI und hielt eine Professur in Physik an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz bis zu seiner Pensionierung im März 2005.
Er wurde unter anderem mit dem Röntgen-Preis der Justus-Liebig-Universität in Gießen im Jahr 1983 geehrt. 1996 erhielt er zusammen mit Sigurd Hofmann den Otto-Hahn-Preis der Stadt Frankfurt am Main. 2000 erhielt er den Lise-Meitner-Preis.
Gottfried Münzenberg war Mitglied der Landsmannschaft Chattia Gießen, sowie der Hallenser Turnerschaft Hasso-Saxonia zu Kaiserslautern.[2]
Ehrungen
- 1983 den Röntgen-Preis an der Justus-Liebig-Universität Gießen
- 1984 den Physikpreis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (zusammen mit Sigurd Hofmann, Willibrord Reisdorf und Karl-Heinz Schmidt)
- 1996 den Otto-Hahn-Preis der Stadt Frankfurt am Main (zusammen mit Gottfried Münzenberg)
- 2000 den Lise-Meitner-Preis für Kernphysik einschließlich deren Anwendungen der Europäischen Physikalischen Gesellschaft (zusammen mit Peter Armbruster und Juri Oganesjan)
Literatur
- Gottfried Münzenberg: Stigmatisch fokussierendes Teilchenspektrometer mit Massen- und Energiedispersion. Dissertation, Gießen 1971.
- Gottfried Münzenberg, Mathias Schädel: Moderne Alchemie: die Jagd nach den schwersten Elementen. Vieweg, 1996, ISBN 3-528-06474-9.
- C. A. Bertulani, M. S. Hussein, G. Münzenberg: Physics of radioactive beams. Nova Science Publ., Huntington, NY, 2001, ISBN 1-59033-141-9.
- Hans Geissel, Mark Huyse, Gottfried Münzenberg, Piet Van Duppen: Exotic Nuclear Beam Facilities. In: Reinhard Stock (Hrsg.): Encyclopedia of Nuclear Physics and its Applications. 2. Auflage, John Wiley & Sons, 2013, ISBN 978-3-527-64927-3, S. 159–212.
Weblinks
Einzelnachweise
- Katharina Keller: Wie ein Wolfsburger Physiker sechs Elemente mitentdeckte. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 26. Oktober 2021.
- CC-Blätter Ausgabe 4/96, S. 91.