Homosexualität in Bulgarien
Homosexualität wurde 1968 in Bulgarien legalisiert.[1] Mit der Aufnahme der Verhandlungen zur EU-Erweiterung erhielt sie einen gewissen Schutz vor Diskriminierung. Diese Änderungen stellen eine Angleichung an die rechtliche Situation in der Europäischen Union dar.
Gesetzliche Situation
Homosexualität wurde 1968 legalisiert. 2002 wurde das Schutzalter für beide Geschlechter auf 15 Jahre vereinheitlicht,[2][3] 2006 auf 14 Jahre gesenkt.[4]
Seit 2003 besteht ein Antidiskriminierungsgesetz, das eine Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung in den Bereichen Beschäftigung, Bildung, Eigentum, Gesundheitswesen und Zugang zu Waren sowie Dienstleistungen verbietet.[5] Das Gesetz erging als Umsetzung der Antidiskriminierungsvorschriften der Europäischen Union.[2] Homosexuelle Menschen können im Militär dienen.
In Bulgarien ist weder eine gleichgeschlechtliche Ehe noch eine eingetragene Partnerschaft gesetzlich zugelassen.[2]
Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte gab 2023 einem homosexuellen Paare Recht, das geklagt hatte, weil es dort keine Möglichkeit zur Eintragung einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft gibt[6].
Gesellschaftliche Situation
Eine kleine LGBT-Gemeinschaft findet sich vorrangig in den großen Städten, vor allem jedoch in der Hauptstadt Sofia sowie in Warna. Die wichtigste LGBT-Organisation in Bulgarien ist BGO Gemini, die 1992 gegründet wurde[7] und seitdem Aufklärungs- und Integrationsarbeit leistet. Sie war 2003 an der Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs beteiligt, der für die Umsetzung der EU-Gleichstellungsrichtlinie in Beschäftigung und Beruf (2000/78) sorgte.[3]
In Sofia fand 2008 zum ersten Mal eine LGBT-Demonstration bzw. die Gay-Pride-Parade statt, bei der es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen seitens nationalistischer und rechtsradikaler Gegendemonstranten kam.[8][9] Schon im Vorfeld gab es Druck durch die Kirche, Vertreter der rechten Szene und Fußballfans.[10] Im Gegensatz dazu verliefen die Aktionen in den Jahren zuvor jedoch immer friedlich.[10][11] Der bulgarische Premierminister Sergei Stanischew äußerte sich zu der Demonstration missbilligend, weil er der Meinung war, „solche Orientierungen“ sollten nicht öffentlich gezeigt werden.[12][13]
Eine Umfrage des Pew Global Attitudes Project aus dem Jahr 2002 fand heraus, dass 37 % der Bulgaren die gesellschaftliche Akzeptanz der Homosexualität befürworten. Eine jüngere Umfrage, die von der EU durchgeführt wurde, zeigte, dass 15 % der Bevölkerung die gleichgeschlechtliche Ehe befürwortet.
Während der Gay-Pride-Paraden in den Jahren 2009[14], 2010 und 2011 wurden keine Beanstandungen gemeldet. Die bisher größte Pride-Veranstaltung fand im Juni 2021 statt. Vorausgegangen waren mehrere Angriffe auf LGBT-Veranstaltungen in Plowdiw, Burgas und Sofia.[15]
Filme
- Pavel G. Vesnakov: Pride, Kurzfilm, 2013
Weblinks
- BGO Gemini (englisch, bulgarisch)
- Bulgarian Gay Guide (englisch)
- Rumiana Bozhkova: Das Medienbild der Homosexuellen in Bulgarien (Memento vom 7. Oktober 2007 im Internet Archive) (PDF; 113 kB), 2004
Einzelnachweise
- Vergebliche Einschüchterung. Abgerufen am 27. Juni 2021.
- ILGA Europe: Legal situation regarding LGBT in Bulgaria (Memento des vom 17. April 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Gemini: History of the Bulgarian Gay Organization GEMINI (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Keine Angabe: Bulgarian Criminal Code. In: Web Archive. Wayback Maschine, 25. März 2012, abgerufen am 30. November 2023 (englisch).
- ILGA Europe: Accessing Health: The Context and the Challenges for LGBT People in Central and Eastern Europe (Memento des vom 19. Juli 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , 2006 (PDF-Dokument)
- deutschlandfunk.de: Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte - Polen wegen mangelnden Schutzes homosexueller Paare verurteilt. Abgerufen am 14. Dezember 2023.
- BGOGemini (Memento des vom 11. Juni 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- n-tv: Für Toleranz in Bulgarien – Homosexuelle kämpfen (Memento des vom 12. August 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , 8. August 2008
- ILGA Europe: 150 Take Part in Bulgaria's First Gay Pride Parade in Sofia (Memento des vom 25. November 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , 3. Juli 2008
- www.mediapool.bg: Националисти поискаха инкриминиране на публичния хомосексуализъм, 25. Juni 2008 (bulgarisch)
- www.mediapool.bg: Българската гей организация организира Мирен поход за равноправие на 17 май, 17. Mai 2005 (bulgarisch)
- Reuters: About 60 arrested at Bulgaria's first gay parade, 28. Juni 2008
- International Herald Tribune: Bulgarian extremists attack gay parade in capital, throwing rocks, gasoline bombs, 28. Juni 2008
- Keine Exzesse während des Gay Pride Parade in Sofia, www.dariknews.bg, vom 27. Juni 2009 (bulgarisch)
- Vergebliche Einschüchterung. Abgerufen am 27. Juni 2021.