Johannes Giesberts

Johannes Giesberts, auch Johann (* 3. Februar 1865 in Straelen; † 7. August 1938 in Mönchengladbach) war ein deutscher Gewerkschafter und Politiker (Zentrum). Er war der erste deutsche Postminister (1919 bis 1922).

Johannes Giesberts
Reichspostminister Giesberts in der deutschen Verhandlungsdelegation für den Versailler Vertrag, Zweiter von links

Leben und Beruf

Giesberts wurde als Sohn eines Bäckers geboren. Nach dem Besuch der Volksschule musste er aus familiären Gründen eine Ausbildung zum Bäcker abbrechen und war anschließend bis 1899 als Arbeiter tätig. Er war seit 1893 in der katholischen Arbeiterbewegung aktiv und arbeitete von 1899 bis 1905 als Redakteur für die Westdeutsche Arbeiterzeitung in München-Gladbach. Zeitweise war er auch als Redakteur beim Zentralblatt der christlichen Gewerkschaften beschäftigt.

Partei

Giesberts war Mitglied der Zentrumspartei. Von 1912 bis 1933 war er im Vorstand der Reichstagsfraktion.

Abgeordneter

Giesberts war von 1906 bis 1918 Ratsmitglied der Stadt München-Gladbach. Er gehörte von 1905 bis 1918 dem Reichstag an und war von 1906 bis 1918 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses. In der Zeit der Weimarer Republik gehörte er 1919/20 der Weimarer Nationalversammlung an und war von Juni 1920 bis März 1933 erneut Mitglied des Reichstags. Im Parlament vertrat er den Wahlkreis Düsseldorf-Ost.

Öffentliche Ämter

Erste Kabinettssitzung des Kabinetts Scheidemann am 13. Februar 1919 in Weimar. V.l.: Ulrich Rauscher, Pressechef der Reichsregierung, Robert Schmidt, Ernährung, Eugen Schiffer, Finanzen, Philipp Scheidemann, Reichskanzler, Otto Landsberg, Justiz, Rudolf Wissell, Wirtschaft, Gustav Bauer, Arbeit, Ulrich von Brockdorff-Rantzau, Auswärtiges, Eduard David ohne Portefeuille, Hugo Preuss, Inneres, Johannes Giesberts, Post, Johannes Bell, Kolonien, Georg Gothein, Schatz, Gustav Noske, Reichswehr

Giesberts wurde am 1. Januar 1918 als sozialpolitischer Beirat ins Reichswirtschaftsamt berufen und nach der Bildung des Reichsarbeitsministeriums im Oktober 1918 zum dortigen Staatssekretär ernannt. Vom 13. Februar 1919 bis zum 22. November 1922 amtierte er als Reichspostminister in den von den Reichskanzlern Philipp Scheidemann, Gustav Bauer, Hermann Müller, Constantin Fehrenbach und Joseph Wirth geleiteten Reichsregierungen. Weiterhin gehörte er der deutschen Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz 1919 unter der Führung von Ulrich von Brockdorff-Rantzau an.

Fazit

Der christliche Gewerkschaftsführer Johann Giesberts hatte maßgeblichen Anteil am Aufschwung der Arbeiterbewegung im Kaiserreich. Als langjähriger Zentrumsparlamentarier leistete er einen unübersehbaren Beitrag zur politischen Modernisierung des Wilhelminischen Reiches. Als Reichspostminister der frühen Weimarer Republik sah er sich mit der schwierigen Aufgabe der Reorganisation seiner der Kommunikation verpflichteten Behörde betraut. Er ist ein aus bescheidenen Verhältnissen aufgestiegener Politiker, der sich um die soziale Bewegung und die Demokratie in Deutschland verdient gemacht hat.

Ehrungen

  • Johann-Giesberts-Platz in Straelen
  • Giesbertsstraße in Nürnberg
  • Johannes-Giesberts-Park in Köln-Nippes

Werke

  • Aus meinem Leben, 1924

Literatur

  • Johannes Fischart (d. i. Erich Dombrowski): Johann Giesberts. In: Die Weltbühne 30/1919, S. 64 (Serie „Politiker und Publizisten“). Das Porträt erschien auch in dem Band „Das alte und das neue System“ (1925)
  • Helga Grebing: Giesberts, Johann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 375 f. (Digitalisat).
  • Handwörterbuch des Postwesens, 2. Auflage; S. 330
  • Ludwig Rosenberg / Bernhard Tacke: Der Weg zur Einheits-Gewerkschaft. Hrsg. DGB-Bundesvorstand. Druck: satz + druck gmbh, Düsseldorf 1977
  • Karsten Ruppert: Giesberts, Johann. In: Lexikon der Christlichen Demokratie in Deutschland. Schöningh, Paderborn 2002, S. 250.
  • Nicolas Peter Schreiber: Vom Arbeiter zum Reichsminister: Johann Giesberts (1865 - 1938). 40 Jahre Politik in der christlich-sozialen Arbeiterbewegung. Verlag des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend e.V., Geldern 2011, ISBN 978-3-921760-48-2
  • Bernhard Forster: Johannes Giesberts (1865–1938). In: Jürgen Aretz, Rudolf Morsey, Anton Rauscher (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern, Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts, Band 11, Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG, Münster 2004, ISBN 978-3-402-06112-1, S. 25–42. (Digitalisat)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.