Militärflugplatz Chazerim

Der Militärflugplatz Chazerim (hebräisch בסיס אוויר חצרים, deutsch: Gehöfte, englisch: Hatzerim Airbase) ist ein Stützpunkt der Israelischen Luftwaffe (IAF). Er liegt am Rande der Negev-Wüste im Südbezirk Israels, etwa 10 Kilometer westlich von Be’er Scheva beim Kibbuz Chazerim und besitzt vier Start- und Landebahnen mit unterschiedlichen Längen. Neben einsatzbereiten Kampfjets beherbergt er die IAF-Flugakademie mit ihren verschiedenen Flugzeugtypen, das IAF-Kunstflugteam und das IAF-Museum.

Militärflugplatz Chazerim
Airbase 6, Lage in Israel:
Hatzerim Airbase (Israel)
Hatzerim Airbase (Israel)
Hatzerim Airbase
Kenndaten
ICAO-Code LLHB
Koordinaten

31° 14′ 0″ N, 34° 39′ 45″ O

Höhe über MSL 220 m  (722 ft)
Basisdaten
Eröffnung 1966
Betreiber Israelische Luftstreitkräfte
Start- und Landebahnen
10R/28L 2750 m Asphalt
10L/28R 2440 m Asphalt
15/33 1750 m Asphalt
10/28 (Nordwest) 1900 m Asphalt



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BW

Geschichte

Der weiträumige Militärflugplatz wurde in den 1960er Jahren errichtet und am 3. Oktober 1966 in Betrieb genommen.[1] Es war die erste Airbase Israels, die nicht von den Briten übernommen, sondern von Grund auf neu gebaut wurde. Von 1968 bis 2015 gab es hier eine Hubschrauber-Staffel mit Bell UH-1/205/212 und zuletzt UH-60 Black Hawk Maschinen, die dann auf die Luftwaffenbasis Palmachim umzog. Seit 1969 bis heute ist auf Chazerim die „Flying Tiger“-Staffel mit Strahltrainern zu Hause, die über viele Jahre die zweisitzige TA-4H Skyhawk Ayit (siehe Galerie), aber auch deren einsitzige Kampfversion A-4H/N geflogen hatte.

Flugakademie und Kunstflugteam

Nach Eröffnung der Basis wurde die IAF-Flugakademie vom Militärflugplatz Tel Nof hierher verlegt und nutzt seitdem zusammen mit dem IAF-Kunstflugteam hauptsächlich den nordwestlichen Teil des Flugplatzes und dessen Runway für ihre Propeller-Flugzeuge. Der südliche Bereich mit den drei anderen Runways ist den Einsatzmaschinen der IAF und den Strahltrainer-Jets vorbehalten. Ein großer Heliport im nördlichen Bereich wird seit dem Abzug der letzten Helikopter-Staffel nur noch von den Trainingshubschraubern der Flugakademie genutzt (siehe auch die Karte unter „Aktuelles“).

Schon auf dem Militärflugplatz Tel Nof hatte die Flugakademie seit 1960 die zweisitzige Fouga CM.170 Magister Tzukit als Strahltrainer geflogen, die sie insgesamt 50 Jahre in verschiedenen Versionen bis zur Ausmusterung im Jahr 2010 behielt und in dieser Zeit auch vom Kunstflugteam geflogen wurde (siehe Foto in Galerie direkt unterhalb). Diese leichten Kampfjets von Chazerim wurden auch während des Sechstagekrieges eingesetzt, um Angriffe auf feindliche Radarstationen und Flugabwehrgeschütze durchzuführen und Close Air Support für Bodentruppen zu leisten.[2]

Ab 2010 wurden die Flugakademie und das Kunstflugteam dann mit der Beechcraft T-6 Texan II Efroni ausgestattet, einem zweisitzigen Turboprop-Flugzeug, das ein ähnliches Flugverhalten wie ein leichter Jet besitzt und für beide Einsatzzwecke hervorragend geeignet ist.[3] Es kommt weltweit in über einem Dutzend Luftwaffen für Schulungszwecke zum Einsatz.

„Hammers“- und „Knights Of The Orange Tail“-Staffel

Ab 1996 erhielt die auf Chazerim beheimatete „Hammers“-Staffel[4] die an israelische Bedürfnisse angepasste F-15I Ra'am, die von der F-15E Strike Eagle abgeleitet ist. Ab 2006 erhielt die „Knights Of The Orange Tail“-Staffel[5] schließlich die angepasste F-16I Sufa, abgeleitet von der zweisitzigen F-16D Block 50/52 Plus (siehe auch „Einheiten“ mit Galerie weiter unten). Beide Staffeln hatten zuvor seit den 1970er Jahren die F-4E Phantom II Kurnas geflogen (siehe Foto in Galerie direkt unterhalb).

Operation Orchard

Am 6. September 2007 flogen unter dem Decknamen Operation Orchard (deutsch: Operation Obstgarten; auch bekannt als Operation Outside the Box) vier F-15I der „Hammers“-Staffel auf Chazerim und vier F-16I vom Militärflugplatz Ramon einen Angriff auf den fast fertigen al-Kibar-Reaktor in Syrien und zerstörten ihn. Erst mehr als 10 Jahre später gab Israel den Angriff offiziell zu.[6] Man wollte damals verhindern, dass Syrien aus dem gewonnenen nuklearen Material Atombomben bauen kann (siehe Foto des zerstörten Reaktors in der Galerie direkt unterhalb).

Aktuelles

Neben zwei Staffeln mit einsatzbereiten Kampfjets sind aktuell (2024) auf dem Gelände des Flugplatzes auch die IAF-Flugakademie[2], das IAF-Kunstflugteam[3] und – außerhalb des Sicherheitsbereichs – das Museum der Israelischen Luftwaffe[7][8] untergebracht. Erstere schult angehende Piloten und Pilotinnen u. a. auf der deutschen Grob G 120A-I Snunit, dem Bell 206 Sayfan Hubschrauber, dem Beechcraft King Air Tzofit Transportflugzeug und in italienischen M-346 Lavi Strahltrainern.[9] Alle Piloten des Kunstflugteams sind auch als Ausbilder in der Flugakademie tätig und fliegen in beiden Einrichtungen dieselben Maschinen, aktuell zweisitzige Beechcraft T-6 Texan II Efroni Turboprop-Flugzeuge (siehe auch „Einheiten“ und die Galerie darunter).

Absturz einer Grob G 120A-I Snunit

Am 24. November 2020 stürzte 15 Kilometer nördlich der Basis eine Grob G 120A-I Snunit der IAF-Flugakademie bei einem Trainingsflug in der Nähe des Kibbuz Mischmar ha-Negev auf freiem Feld ab. Der 42-jährige Fluglehrer und sein 19-jähriger Flugschüler kamen dabei ums Leben. Im März des folgenden Jahres gab das Militär nach ausführlichen Untersuchungen bekannt, dass der Unfall durch einen Strömungsabriss in zu niedriger Höhe, also durch menschliches Versagen, verursacht worden war. Die aus Deutschland stammenden übrigen 15 Flugzeuge dieses Typs auf Chazerim hatten nach dem Absturz für einen Monat Startverbot bekommen. Es war der erste tödliche Zwischenfall dieser Art seit 2008 gewesen, als ein Fluglehrer und ein Schüler an Bord eines anderen Trainingsflugzeugtyps ums Leben gekommen waren.[10]

Nuklearwaffen

Es wird vermutet, dass Chazerim neben dem Militärflugplatz Tel Nof eine Rolle bei der nuklearen Abschreckung Israels spielt, da auf beiden Basen Kampfflugzeuge vom Typ F-15 stationiert sind, die mit Atomwaffen bestückt werden können. Ob in dem Fall solche Waffen außer in den Depots der Luftwaffenbasis Sdot Micha auch auf Chazerim gelagert werden – was dazu notwendig wäre – ist unbekannt. Allerdings ist der neuere Typ der F-15I Ra'am, der nur auf Chazerim stationiert ist, besser geeignet zum Transport dieser Waffen als die älteren Exemplare auf Tel Nof. Auch die hier stationierten F-16I Sufa könnten für diesen Zweck vorgesehen sein, sie haben allerdings eine geringere Reichweite und Nutzlast als die F-15-Jets, die problemlos den gesamten Iran erreichen können.[11] Etwa 550 Meter östlich der mittleren Runway gibt es innerhalb der Basis einen zusätzlich eingezäunten und gesicherten rechteckigen Bereich mit zwei oberirdischen, erdbedeckten Bunkern, die als Nuklearwaffenspeicher dienen könnten, um im Verteidigungsfall die F-15I- und F-16I-Kampfflugzeuge mit diesen Waffen zu bestücken (, siehe aktuelle Satellitenbilder und Karte oberhalb).

F-15I und F-15IA

Die 25 Exemplare der noch aus den 1990ern stammenden F-15I Ra'am der „Hammers“-Staffel auf Chazerim sollen bis Ende der 2020er Jahre auf den neuesten Stand gebracht werden, d. h. dieselbe Avionik und Systeme erhalten wie die neue F-15EX Eagle II der USAF.[12] Parallel dazu werden die bis zu 50 noch älteren F-15A/B/C/D auf Tel Nof schrittweise durch neue F-15IA (Israel Advanced) – die israelische Variante der F-15EX – ersetzt werden.[13] Wahrscheinlich wird es dann auch einen Tausch der F-15-Jets zwischen den Basen geben, damit die traditionsreiche „Hammers“-Staffel wieder mit den neuesten Maschinen ausgerüstet ist. Die Erneuerung der F-15-Jets hatte sich lange hinausgezögert – einerseits aus Budgetgründen, andererseits wegen der politischen Instabilität in den vergangenen Jahren.

Terrorangriff der Hamas 2023

Beim Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 kamen bewaffnete Palästinenser bis auf wenige Kilometer an den Flugplatz heran, der etwa 25 Kilometer vom Gazastreifen entfernt liegt. Da man anfangs nicht wusste, wie sich die Situation weiter entwickelt, waren die Kampfjets auf Chazerim schon zur Evakuierung vorbereitet worden. In die nördlich des Flugplatzes gelegene Stadt Ofakim waren die Terroristen bereits eingedrungen, hatten Einwohner getötet oder als Geiseln genommen und wurden erst am folgenden Tag von der IDF nach heftigen Kämpfen wieder vertrieben oder getötet.[14]

Einheiten

Hinweis: Flugzeuge der IAF lassen sich meist über die Symbole am Heck ihrer jeweiligen Staffel zuordnen

Commons: Militärflugplatz Chazerim – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

  1. Hatzerim. In: GlobalSecurity.org. 9. Juli 2011, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  2. Flight Academy. In: IAF-Website. Abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  3. A National Symbol. In: IAF-Website. 13. April 2021, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  4. The Hammers Squadron. In: IAF-Website. Abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  5. Knights Of The Orange Tail Squadron. In: IAF-Website. Abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  6. After a decade Israel admits: We bombed Syria nuclear reactor in 2007. In: The Jerusalem Post. 22. März 2018, abgerufen am 27. September 2023 (englisch).
  7. Welcome to the IAF Museum. In: IAF-Website. Abgerufen am 3. Oktober 2023 (englisch).
  8. Israeli Air Force Museum. In: touristisrael.com. Abgerufen am 3. Oktober 2023 (englisch).
  9. Italy wins IAF with combat trainer jet bid. In: The Jerusalem Post. 16. Februar 2012, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  10. IDF concludes November training plane crash likely due to low altitude stall. In: The Times Of Israel. 17. März 2021, abgerufen am 17. November 2023 (englisch).
  11. Israeli nuclear weapons, 2021. In: Bulletin of the Atomic Scientists 2022. Abgerufen am 23. Dezember 2023 (englisch).
  12. Israel formally requests 25 F-15 EX from the US. In: breakingdefense.com. 19. Januar 2023, abgerufen am 24. Oktober 2023 (englisch).
  13. Senior Boeing official in Israel to push sale of advanced F-15 jets for Iran strike. In: The Times Of Israel. 20. Februar 2023, abgerufen am 13. Oktober 2023 (englisch).
  14. In Ofakim, one woman’s graceful bravery offers precious solace to a grieving nation. In: The Times Of Israel. Abgerufen am 11. November 2023 (englisch).
  15. Birthday of the "Hammers": 69th Squadron celebrates 75 years. In: IAF-Website. 11. September 2023, abgerufen am 26. September 2023 (hebräisch).
  16. The 102nd Squadron Goes Back in Time. In: IAF-Website. 8. März 2021, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
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