Kabinett May I

Das Kabinett May I bildete ab dem 13. Juli 2016 die Regierung des Vereinigten Königreichs. Es stand unter der Führung von Premierministerin Theresa May als Amtsnachfolgerin von David Cameron, der nach dem Brexit-Referendum zurückgetreten war. May war zuvor von 2010 bis 2016 Innenministerin im Kabinett Cameron I und im Kabinett Cameron II. Nachdem die bisher die Mehrheit stellende Conservative Party bei der vorgezogenen Unterhauswahl im Mai 2017 diese knapp verpasst hatte, kam es ab dem 11. Juni 2017 zu einer von der nordirischen DUP unterstützten Minderheitsregierung, dem Kabinett May II.

Regierungszeit

Am Abend von Mays Amtsantritt am 13. Juli 2016 wurden erste Details über die personelle Zusammensetzung ihres Kabinetts bekannt.[1][2] In Hinblick auf ihre Haltung vor dem Referendum vom 23. Juni 2016 sind im neuen Kabinett sowohl ehemalige EU-Mitgliedschaftsbefürworter als auch Befürworter des EU-Austritts vertreten. Die prominentesten Brexiteers im Kabinett sind Boris Johnson, David Davis, Liam Fox, Andrea Leadsom und Chris Grayling, die im neuen Kabinett zum Teil Schlüsselpositionen besetzen.[3]

Einige Minister(innen) aus dem früheren Kabinett Cameron II wurden von May nicht in ihr Kabinett übernommen. Hierzu zählten der Justizminister Michael Gove, der Schatzkanzler George Osborne, die Staatsministerin für Erziehung und Frauenrechte Nicky Morgan und der Kanzler des Herzogtums Lancaster Oliver Letwin. Andere traten zurück, wie Anna Soubry (Staatsministerin für Kleinunternehmen und Industrie), Ros Altmann (Staatsministerin für Pensionen), oder lehnten die ihnen neu angebotenen Posten ab, wie Theresa Villiers.[4]

Um sich eine besseres Stellung für die Verhandlungen mit der EU zu verschaffen rief sie 2017 Neuwahlen aus, die aber verloren gingen.

Kabinettsmitglieder

Zugehörigkeit Konservative
Kabinett des Vereinigten Königreichs
Amt Person Bild Amtszeit
Premierministerin
First Lord of the Treasury
Minister für den öffentlichen Dienst
Theresa May Theresa May 2016–2017
Schatzkanzler
Zweiter Lord des Schatzamtes
Philip Hammond Philip Hammond 2016–2017
Ministerin für Inneres Amber Rudd Amber Rudd 2016–2017
Minister für auswärtige und Commonwealth-Angelegenheiten Boris Johnson Boris Johnson 2016–2017
Minister für Verteidigung Michael Fallon Michael Fallon 2016–2017
Lordkanzler
Ministerin für Justiz
Elizabeth Truss Elizabeth Truss 2016–2017
Ministerin für Bildung
Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung
Justine Greening Justine Greening 2016–2017
Minister für das Verlassen der Europäischen Union David Davis David Davis 2016–2017
Minister für internationalen Handel
President of the Board of Trade
Liam Fox Liam Fox 2016–2017
Minister für Wirtschaft, Energie und Industriestrategie Greg Clark Greg Clark 2016–2017
Minister für Gesundheit Jeremy Hunt Jeremy Hunt 2016–2017
Minister für Arbeit und Pensionen Damian Green Damian Green 2016–2017
Führerin des House of Lords
Lordsiegelbewahrer
Baroness Evans of Bowes Park Natalie Evans 2016–2017
Minister für Verkehr Chris Grayling Chris Grayling 2016–2017
Minister für Kommunen und lokale Selbstverwaltung Sajid Javid Sajid Javid 2016–2017
Führer des House of Commons
Lord President of the Council
David Lidington David Lidington 2016–2017
Minister für Schottland David Mundell David Mundell 2016–2017
Minister für Wales Alun Cairns Alun Cairns 2016–2017
Minister für Nordirland James Brokenshire James Brokenshire 2016–2017
Ministerin für Umwelt, Ernährung und ländlichen Raum Andrea Leadsom Andrea Leadsom 2016–2017
Ministerin für Internationale Entwicklung Priti Patel Priti Patel 2016–2017
Ministerin für Kultur, Medien und Sport Karen Bradley Karen Bradley 2016–2017
Weitere Teilnehmer an Kabinettssitzungen
Chefsekretär des Schatzamtes David Gauke David Gauke 2016–2017
Staatssekretär für Kabinettsangelegenheiten
Paymaster General
Ben Gummer Ben Gummer 2016–2017
Attorney General (Generalstaatsanwalt) Jeremy Wright Jeremy Wright 2016–2017
Chief Whip im House of Commons
Parlamentarischer Sekretär im Schatzamt
Gavin Williamson Gavin Williamson 2016–2017
Kanzler des Herzogtums Lancaster
Vorsitzender der Conservative Party
Patrick McLoughlin Patrick McLoughlin 2016–2017

Sonstiges

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz äußerte, der neuen Premierministerin sei es bei der Vergabe der Ministerposten offenbar mehr um die Überwindung der Spaltung ihrer Conservative Party gegangen als um die nationalen Interessen Großbritanniens. Das Land müsse diesen gefährlichen Teufelskreis durchbrechen, der direkte Auswirkungen auf das übrige Europa habe.[5]

Neben Boris Johnson werden vier weitere Kabinettsmitglieder eine führende Rolle in den Brexit-Verhandlungen spielen. Die fünf sind sich in vielen Punkten uneinig.[6]

  • David Davis will die Immigration auf 100.000 Menschen pro Jahr begrenzen und ein an Australien angelehntes Punktesystem einführen.
  • Amber Rudd war Brexit-Gegnerin; als Innenministerin muss sie beschlossene Einwanderungsbeschränkungen durchsetzen.
  • Schatzkanzler Philip Hammond war Brexit-Gegner; als sein Leitmotiv gilt der freie Austausch von Waren und Dienstleistungen.
  • Handelsminister Liam Fox äußerte, Großbritannien könne sehr gut ohne Mitgliedschaft zum Binnenmarkt zurechtkommen. Er will die Austrittsverhandlungen bis Ende 2018 abschließen.

Einzelnachweise

  1. Theresa May’s cabinet: Who’s in and who’s out? BBC News, 13. Juli 2016, abgerufen am 13. Juli 2016 (englisch).
  2. spiegel.de: Boris Johnson: Plötzlich Top-Diplomat
  3. Out with the old: Theresa May’s UK cabinet makes political push for centre ground. euronews.com, 14. Juli 2016, abgerufen am 14. Juli 2016 (englisch).
  4. PM Theresa May makes more ministerial changes. BBC News, 16. Juli 2016, abgerufen am 16. Juli 2016 (englisch).
  5. zeit.de vom 14. Juli 2016: "Ein sehr schlechtes Signal für den Austrittsprozess"
  6. zeit.de: In Uneinigkeit vereint. Die britische Regierung glaubt, die EU werde ihr in den Austrittsverhandlungen stark entgegenkommen. Dafür müssten die Briten aber wissen, was sie wollen (ein Kommentar von Reiner Luyken)
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